Ein Wort, das im Regierungsprogramm auffällig fehlt, ist: Klimagerechtigkeit. Dabei wäre es zentral. Denn wer am wenigsten CO₂ verursacht, ist oft am stärksten betroffen – ob durch steigende Preise, unsichere Wohnverhältnisse oder fehlende Alternativen. Wie genau sollen Menschen mit geringem Einkommen die energetische Sanierung ihrer Wohnung stemmen? Was passiert mit Beschäftigten in Branchen, die besonders energieintensiv sind? Oder mit jenen, die schlicht keine Wahl haben, ob sie mit dem Auto fahren oder nicht? Dazu findet sich kaum etwas. Man hätte anders denken können: Etwa mit einem Modell, bei dem Einnahmen aus CO₂-Bepreisung direkt an Menschen mit geringem Einkommen rückverteilt werden. Oder mit Förderungen für Energieprojekte, an denen auch Mieter:innen beteiligt werden – nicht nur Eigentümer:innen. Auch sozial gestaffelte Grundtarife bei Strom und Wärme wären eine Möglichkeit gewesen. Ideen gäbe es genug. Nur: Im Programm stehen sie nicht.
Klimapolitik als Platzhalter
Schaut man auf die Klima-Vorhaben im Regierungsprogramm, fällt auf: Die Ziele sind durchaus da – sie werden sogar ambitioniert formuliert. Aber bei den Wegen dorthin bleibt vieles vage oder einseitig. Vor allem die soziale Dimension kommt kaum vor. Die geplanten Maßnahmen setzen stark auf Marktlogik, Investitionsanreize und technologische Entwicklung – was nicht falsch ist, aber eben auch nicht reicht. Was man vermisst, ist ein Plan, wie diese Klimapolitik auch für jene funktionieren soll, die ohnehin schon wenig haben – und trotzdem die Folgen der Krise oft als Erste spüren. Wer viel fliegt, viel heizt, viel verbraucht, kann meist auch leichter umrüsten. Wer wenig hat, hat kaum Spielraum – und das scheint im Programm kaum eine Rolle zu spielen. Mehr noch: Die ganze Erzählung wirkt ein bisschen, als wäre der ökologische Umbau ein Wirtschaftsprojekt mit grüner Überschrift. Dabei geht’s um mehr – um Lebensweise, um soziale Teilhabe, um Verteilung. Und um die Frage, wie wir als Gesellschaft gemeinsam durch diesen Wandel gehen. Genau das bleibt zu blass. Was fehlt, ist ein Denken, das über Technik und Effizienz hinausgeht – das Arbeit, Energie, Wohnen und Mobilität nicht nur modernisiert, sondern neu sortiert. So, dass mehr Menschen mitkommen. Und das Ganze nicht nur als Pflicht erscheint, sondern auch als Möglichkeit.
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