Wo sind Frauen sicher?

Anlässlich der „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“

Gewalt gegen Frauen ist die häufigste Menschenrechtsverletzung weltweit. Wo sind Frauen wirklich sicher? Ein Blick auf das Zuhause, die Arbeit, digitale Räume und notwendige Maßnahmen.

Sicherheit ist ein Menschenrecht – kein Zufall

Die WHO bestätigt: Jede dritte Frau erlebt im Laufe ihres Lebens körperliche und/oder sexuelle Gewalt. Diese Gewalt ist kein Einzelfall, sondern Alltag. Laut UNODC und UN Women wurden 2024 rund 50.000 Frauen und Mädchen von Intimpartnern oder Familienmitgliedern getötet – alle zehn Minuten ein Femizid.
Sicherheit ist kein Privileg. Sie muss erkämpft werden – zu Hause, in der Schule, am Arbeitsplatz, im öffentlichen Raum, auf Reisen und online.

Zuhause: Der gefährlichste Ort

Das Zuhause, eigentlich ein Ort der Geborgenheit, ist für viele Frauen am gefährlichsten. Ein aktueller Fall in Wien zeigt das dramatisch: Nur durch das Handzeichen einer sechsjährigen Tochter konnte eine Straftat verhindert werden. 

Die Zahlen in Österreich: 34,5 % der Frauen berichten von körperlicher oder sexueller Gewalt seit dem 15. Lebensjahr, 16,4 % erlebten Gewalt in einer Partnerschaft. 
2023 wurden 34 Frauen ermordet, 2024 waren es 29, 2025 bisher 15. Die Täter kommen meist aus dem engsten Umfeld.

Familie und Kinder: Schutzlücken schließen

Gerichte vergeben Besuchsrechte oft ohne ausreichende Gefahrenprüfung. Schulen und Betreuungseinrichtungen müssen informiert sein, wenn Schutzanordnungen bestehen. 
Betretungs- und Annäherungsverbote sind wichtig, aber sie lösen nicht das Grundproblem: Frauen werden noch immer als Besitz gesehen.

Bildung und Hochschulen: Gewalt ist strukturell

Auch Universitäten sind keine sicheren Orte: 17,5 % der Studentinnen erleben sexuelle Übergriffe. Projekte wie UNI4EQUITY kämpfen gegen analoge und digitale Belästigung – doch Machtmissbrauch und Schweigen sind weiterhin Realität.

Öffentlicher Raum und Reisen

Island gilt laut WPS-Index als eines der sichersten Reiseziele für Frauen, das zeigt auch der  Global Gender Gap Report. Österreich schneidet bei öffentlicher Sicherheit gut ab, liegt aber bei Gleichstellung nur im Mittelfeld und bei Femiziden im europäischen Spitzenfeld.
Sicherheit auf der Straße garantiert nicht Sicherheit hinter verschlossenen Türen.

Digitaler Raum: Gewalt ohne Grenzen

Cyberstalking, Hassrede, Bildmissbrauch – jede zweite Frau in Europa erlebt digitale Gewalt. Plattformen reagieren oft zu spät. Hier braucht es klare Regeln und Konsequenzen. 
Besonders gefährlich: Frauenfeindliche Netzwerke untergraben Bildungsprogramme und demokratische Initiativen – oft mit mehr Ressourcen als staatliche Stellen.

Arbeitswelt: Gewalt ist eine Machtfrage

Psychische, sexualisierte und physische Gewalt trifft Frauen auch am Arbeitsplatz. Null-Toleranz-Richtlinien, sichere Meldewege und ökonomische Unabhängigkeit sind entscheidend. Ohne Einkommensgerechtigkeit gibt es keine Sicherheit.

Verbindliche Maßnahmen: Ein überfälliger Auftrag

Österreich hat 2014 die Istanbuler Konvention ratifiziert und 2024 die Umsetzung der ILO-Richtlinie 190 gegen Gewalt am Arbeitsplatz beschlossen. Ein Nationaler Aktionsplan soll nun umfassende Maßnahmen unter anderem in Justiz, Exekutive, Bildung, Arbeit, Integration und Digitalisierung bringen. 
Endlich, möchte man sagen – doch wir stehen erst am Anfang.

Fazit: Sicherheit beginnt mit Gleichstellung

Die Frage „Wo sind Frauen sicher?“ hat nur dann eine Antwort, wenn gleiche Rechte gelebt werden – offline und online. Wenn Institutionen handeln. Wenn Gewalt nicht mehr hingenommen wird. 
Darum nochmal: Sicherheit ist kein Privileg. Sie ist ein Recht. Und dieses Recht müssen wir gemeinsam verteidigen – heute, anlässlich der „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“, und jeden Tag.

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Marion Polaschek

Nach Biologiestudium und unterschiedlichen Berufserfahrungen in Wissenschaft, Lehre und schließlich im administrativen Bereich der Universität Wien: von Institutsverwaltung über Fundraising und Universitätsmarketing bis zur IT Analyse, kam ich nach meiner Elternkarenz auf die Idee, mehr Kinderbetreuungsangebote an der Universität zu fordern.

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