AK-Arbeitsgesundheitsmonitor: Welche Jobs besonders krank machen

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Am 5. Dezember hat die AK Oberösterreich ihren jährlichen Arbeitsgesundheitsmonitor für Österreich (4000 Interviews/Jahr, 1000 Interviews/Quartal, unselbständig Beschäftigte über 15 Jahre) veröffentlicht. Sind die berufsbedingten gesundheitlichen Belastung der ArbeitnehmerInnen insgesamt schon hoch – wie bereits eine Erhebung des Statistik Austria belegte – sind einzelne Berufsgruppen besonders stark betroffen: BerufskraftfahrerInnen, Fabriks- und BauarbeiterInnen, Beschäftigte in der Gastwirtschaft und medizinisches Personal.
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Berufsbedingte, körperliche Beschwerden

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  • Am häufigsten leiden Beschäftigte dabei unter Rückenbeschwerden. Zwischen 59 Prozent (FabriksarbeiterInnen) und 70 Prozent (BauarbeiterInnen)  der ArbeitnehmerInnen in den fünf „härtesten“ Berufen.
  • Doch auch Angehörige der fünf „besten“ Berufsgruppen (GeschäftsführerInnen, BuchhalterInnen/Beschäftigte im Rechnungswesen, Büroangestellte, KindergartenpädagogInnen und FachverkäuferInnen), in denen arbeitsbedingte körperliche oder psychische Erkrankungen seltener auftreten, leiden unter„job-typischen“ Beschwerden: GeschäftsführerInnen klagen etwa zu 55 Prozent über Erschöpfung, Rückenschmerzen sind auch bei 70 Prozent der KindergartenpädagogInnen Thema. Stärker als alle anderen sind Büroangestellte und 37 Prozent der BuchhalterInnen von Augenproblemen betroffen. Über Schmerzen in  Beinen klagen dagegen typischerweise 36 Prozent der KöchInnen und KellnerInnen.

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Krank in die Arbeit
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Angesichts der krisenbedingt angespannten Situation am Arbeitsmarkt nicht verwunderlich, deswegen allerdings nicht weniger erschreckend: Die Tage, an denen ArbeitnehmerInnen in Krankenstand sind oder krank in die Arbeit gehen, halten sich inzwischen beinahe die Waage, wie die neuen Erhebungen zum Arbeitsgesundheitsmonitor zeigen.

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  • BerufskraftfahrerInnen waren etwa in den letzten sechs Monaten der Erhebung durchschnittlich 14 Tage wegen Krankheit zuhause – gleichzeitig allerdings trotz Erkrankung zwölf Tage in der Arbeit.
  • Am Bau Beschäftigte verbrachten im gleichen Zeitraum elf Tage krank im Bett und neun Tage krank in der Arbeit.
  • KindergartenpädagogInnen verbrachten mit neun Tagen mehr Zeit krank in der  Arbeit statt zuhause (6 Tage).
  • Medizinisches Personal war zehn Tage in Krankenstand und acht Tage krank in der Arbeit.
  • Büroangestellte und Beschäftigte im Rechnungswesen gingen 8 bzw. 9 Tage krank zur Arbeit und verbrachten im Gegensatz dazu jeweils nur 7 Tage im Krankenstand.

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Psychische Erkrankungen Hand in Hand mit körperlicher Belastung
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Interessantes Ergebnis des Arbeitsgesundheitsmonitors: Beschäftigte mit hohen körperlichen Belastungen stehen auch psychisch stark unter Druck.

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  • 76 Prozent der BerufskraftfahrerInnen, 72 Prozent der BauarbeiterInnen und 71 Prozent des medizinischen Personals geben an, von zumindest einer physischen Belastung betroffen zu sein.
  • Demgegenüber fühlen sich 57 Prozent der KindergartenpädagogInnen und Büroangestellten sowie 65 bzw. 67 Prozent der FachverkäuferInnen bzw. GeschäftsführerInnen psychischen Belastungen ausgesetzt.

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Trotz Belastung wenig gesundheitsfördernde Maßnahmen
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Mehr als zwei Drittel der KöchInnen, BerufskraftfahrerInnen, Fabriks- und BauarbeiterInnen geben an, überhaupt keine gesundheitsfördernden Maßnahmen im Betrieb zu haben. Unter den besonders belasteten Berufsgruppen ist lediglich das medizinische Personal – hier klagen zur 29 Prozent unter fehlenden betrieblichen Gesundheitsmaßnahmen – entsprechend „versorgt“.
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Gut versorgt mit gesundheitsfördernden innerbetrieblichen Maßnahmen sind dagegen gesundheitlich weit weniger belastete Berufsgruppen: 77 Prozent der KindergartenpädagogInnen, rund 60 Prozent der BuchhalterInnen und GeschäftsführerInnen und immer noch knapp die Hälfte der Büroangestellten kommen in den Genuss betrieblicher Gesundheitsförderung. Weit abgeschlagen die FachverkäuferInnen: hier haben nicht einmal ein Viertel der Beschäftigten Zugang zu betrieblichen Gesundheitsmaßnahmen.
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Ist es vielleicht ausgerechnet der Zugang zu Gesundheitsförderung, der manche Berufe gesundheitlich „weniger belastend“ macht als andere? Diese Schlussfolgerung lässt der Gesundheitsmonitors durchaus zu, wenn es heißt: „Dabei zeigen die Ergebnisse, dass schon wenige Maßnahmen die Gesundheitsbedingungen der Beschäftigten verbessert.“ Und damit auch die berufsbedingten Erkrankungen.
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Forderungen der AK
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Zentrale Forderungen der AK, die sich aus den Untersuchungsergebnissen ableiten lassen:

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  •  klassischer AN-Schutz muss ernster genommen werden, psychische Belastungen sind evaluieren und daraus Maßnahmen abzuleiten, die den Druck auf die Beschäftigten verringern.
  •  Die personelle Aufstockung des Arbeitsinspektorats sowie die Ausstattung mit zusätzlichen Ressourcen und Kompetenzen
  •  ein Bonus-Malus-System, das Unternehmen die krank machende Arbeitsbedingungen nicht abstellen, bestraft und jene mit vorbildlichen Arbeitsverhältnissen finanziell begünstigt
  •  mehr betriebliche Präventionsarbeit um Fehlzeiten aufgrund von Muskel-, Skelett- und psychischen Erkrankungen zu reduzieren.

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Und hingewiesen sei hier einmal mehr auf die Bedeutung von Arbeitszeitverkürzung zur Verbesserung des Gesundheitszustands. Denn: In skandinavischen Unternehmen, in denen die tägliche Arbeitszeit auf 6 Stunden und die wöchentliche Arbeitszeit auf 30 Stunden verkürzt wurde, gingen Krankenstände merklich zurück, innerhalb von vier Jahren um die Hälfte. Es ist nun mal so: kürzere Arbeitszeiten sind einfach gesünder.
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Link: AK-Arbeitsgesundheits-Monitor

Kommentar zu „AK-Arbeitsgesundheitsmonitor: Welche Jobs besonders krank machen“

  1. Seit Jahren sind die Erkrankungen in psychischer Sicht massiv im Ansteigen! Burnout und Mobbingfolgen sind signifikant hoch. Laut fit2work-Bericht „Soziale Sicherheit“ sind 40,9 % aller Personen, die fit2work besuchen, wegen psychischen Gründen dort – insbesondere wegen psychischer Belastung am Arbeitsplatz durch unbez. Überstunden, Probleme mit Vorgesetzten und Mobbing!
    Ohne gesetzlichen Schutz vor Mobbing wird sich das NIE bessern!
    Das ASchG bietet trotz Novelle KEINE Möglichkeit, Mobbing zu verhindern! Die Evaluierung des psych. Gefährdungspotenziales, das jedem DG ab 01.01.2013 gesetzlich vorgeschrieben wurde, wird in mobbingduldenden Betrieben derart vorgenommen, dass die DN das Ausfüllen des Fragebogens nicht wahrheitsgemäß vornehmen können! Siehe: https://mobbing-konkret.jimdo.com/pva-evaluierung/
    Betroffene aus ganz Ö können sich gerne an die SHG Mobbing wenden: shg-mobbing-graz@gmx.at
    Beste Grüße, Eva Pichler, Gruppengründerin
    http://www.selbsthilfegruppe-mobbing-graz.at

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