AK OÖ Wertschöpfungsbarometer 2010: Produktivität der Beschäftigten top – Verteilungsbilanz flop!

Die Arbeiterkammer Oberösterreich hat wieder einmal ihren aktuellen AK Wertschöpfungsbarometer präsentiert. Seit gut neun Jahren untersucht die AK Oberösterreich, wie viel Österreichs Unternehmen an „ihren“ Beschäftigten verdienen, wie hoch also die Wertschöpfung der MitarbeiterInnen ist. Ausgewertet werden dabei die verfügbaren Jahresabschlüsse mittlerer und größerer Unternehmen. So auch für das Jahr 2010: in diesem Falle wurden die verfügbaren Unternehmensergebnisse 880 mittlerer und größerer österreichischer Unternehmen (Bilanzsumme über 4,8 Mio. Euro, Umsatzerlöse größer als 9,68 Mio. Euro, über 50 Beschäftigte) mit insgesamt 467.166 Beschäftigten (rund 13,9 % aller ArbeitnehmerInnen) analysiert. Der „Trend 2010: Produktivität der Beschäftigten ist top!“ Die Ergebnisse in aller Kürze:

  • Die „Wertschöpfung“ pro Beschäftigten erreicht mit 97.484 Euro einen neuen Spitzenwert, wobei ein „Überschuss“ (Wertschöpfung minus durchschnittlicher Personalaufwand/Beschäftigtem) von 40.335 Euro ebenfalls einen neuen Rekord darstellt.
  • Und: die Gewinnausschüttungen an die Eigentümer pro Beschäftigtem bleiben auch in der Krise annähernd hoch und belastet die Jahresergebnisse in den Folgejahren schwer.

Top-Wertschöpfung

Mit einer Wertschöpfung von bereits erwähnten 97.484 Euro (2010) hat sich die Produktivität pro Beschäftigtem im Vergleich zu 2004 um 26,7 % gesteigert. Der Personalaufwand je Beschäftigtem – also der Anteil der ArbeitnehmerInnen an der Produktivitätssteigerung – ist mit einem Plus von insgesamt 12,9 % um mehr als die Hälfte hinter der Produktivitätsentwicklung zurückgeblieben! Im Vergleich zum Vorjahr hat sich von 2009 auf 2010 die Wertschöpfung pro ArbeitnehmerIn um 5,9 % erhöht, der Personalaufwand im gleichen Zeitraum dagegen um nur 3,7 %. Der Personalaufwand 2010 in absoluten Zahlen: Euro 57.119.

Der produzierte „Überschuss“ – also die gesamte Wertschöpfung abzüglich des Personalaufwands – hat 2010 einen neuen Spitzenwert von Euro 40.335 erreicht – um 53 % mehr als noch 2004. Die AK OÖ Untersuchung:

„Anders ausgedrückt: Die 2010 untersuchten Unternehmen erwirtschafteten pro Arbeitnehmer/Arbeitnehmerin einen um durchschnittlich 53 % höheren Ertrag als im Jahr 2004.“

Die gesamte Wertschöpfung eines/r unselbständig Beschäftigten lag 2010 um 70 % höher als der anfallende Personalaufwand des-/derselben und liegt damit über dem Niveau des Boomjahres 2007 (Gesamtwertschöpfung: 92.258, Anteil Personalaufwand: 55.125, Überschuss: 37.133).

Gewinnausschüttungen belasten Folgejahre schwer

Anhaltend hoch sind auch die Gewinnausschüttungen an die Eigentümer pro Beschäftigten geblieben. Zwar wurde der Rekordwert des Jahren 2008 (15.884 Euro) auch 2010 nicht erreicht, doch liegt dieser mit 12.334 Euro ausgeschütteter Gewinn je Eigentümer pro Beschäftigtem deutlich über jenem des Jahres 2004 (8.359 Euro).

„Da der erwirtschaftete Überschuss vor allem zur Befriedigung der Kapitalinteressen der Eigentümer/-innen und nicht zur nachhaltigen Verbesserung des Eigenkapitals und de Liquidität der Unternehmen genutzt wurde, ist die Forderung nach angemessenen Lohn- und Gehaltserhöhungen jedenfalls legitim.“

Quelle: AK OÖ, Wertschöfpungsbarometer 2010

Was allerdings die Untersuchung auch zeigt: die Jahr für Jahr beschlossenen hohen Gewinnausschüttungen an die EigentümerInnen bedeuten für die Folgejahre massive Belastungen für die Jahresergebnisse:

„Nachdem in den Jahren 2008 und 2009 die jeweils erwirtschafteten gesamten Jahresergebnisse der untersuchten Unternehmen nicht einmal ausgereicht haben, um die tatsächlichen Vorjahresgewinn-Auszahlungen zu decken, hat sich 2010 die Situation etwas entschärft. Dennoch wurden auch 2010 die gesamten erwirtschafteten Jahresergebnisse der untersuchten Unternehmen zu 82 % durch die Vorjahresgewinn-Auszahlungen belastet.“

Investitionen rückläufig

Angesichts hoher Ausschüttungsvolumina bleiben Investitionen dramatisch zurück. Die Investitionsneigung – das prozentuelle Verhältnis der Sachinvestitionen zum Wertverlust der Sachanlagen, also den „Abschreibungen“ – ist um mehr als 22 %-Punkte zurückgegangen. Für die AK ein „Alarmsignal“. Denn:

„Der dahinter stehende Rückgang der Sachinvestitionen stellt eine existenzielle Gefährdung des Fortbestandes von Unternehmen und Arbeitsplätzen dar und verschlechtert die internationale Position der österreichischen Unternehmen.“

Zumindest in einem Punkt dürften die Unternehmen aus der Krise die entsprechenden Lehren gezogen haben: sinken schon die Investitionsvolumina, ist zumindest der Anteil der Finanzinvestitionen im Verhältnis zu den Gesamtinvestitionen rückläufig: Wurde 2009 noch 47,86 % aller Investitionen in Finanzprodukte (Beteiligungen, Wertpapiere etc.) getätigt, beläuft sich dieser Anteil 2010 auf 31,20 %. Anbetrachts der sonstigen Untersuchungsergebnisse allerdings nur ein schwacher Trost.

Für die AK OÖ zeigt sich jedenfalls abschließend,

„… dass sich die Verteilungsschieflage weiter deutlich verfestigt hat. Mehr denn je müssen die Unternehmen in die Pflicht genommen werden und einen gerechten Beitrag zum Gemeinwohl durch faire Löhne, Überstundenabbau und Arbeitszeitverkürzung bei Lohn und Personal leisten.“

Links:

AK Oberösterreich: AK-Wertschöpfungsbarometer – Neuer Rekord bei der Wertschöpfung pro Mitarbeiter, alle Unterlagen zur Pressekonferenz vom 14. November 2011 als Download

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