Krötenwanderung: Redebeitrag einer Personalvertreterin aus dem Krankenanstaltenverbund
2. November 2010 von adminalternative
Zahlreiche Redebeiträge mit den jeweiligen spezifischen Forderungen aus den verschiedensten Bereichen im Sozial-, Gesundheits- und Bildungsbereich gab es auf unserer Krötenwanderung am 1.10.2010.
In diesem Blog-Beitrag greifen wir einen Redebeitrag heraus, der die Situation der Bediensteten im kommunalen Gesundheitsbereich – konkret im Krankenastaltenverbund der Stadt Wien – anspricht.
Kimia Soltan – Diplomiert Gesundheits- und Krankenschwester und seit kurzem Personalvertreterin im Ersatz im Sozialmedizinischen Zentrum Ost – präsentierte die Anliegen und Forderungen für den kommunalen Gesundheits- und Pflegebereich im Namen der PersonlavertreterInnen der Konsequenten Interessenvertretung im Krankenanstaltenverbund der Stadt Wien (KIV/UG in der GdG-KMSfB).
Redebeitrag von DGKS Kimia Soltani
Liebe KollegInnen und MitstreiterInnen!
Im kommunalen Gesundheits- und Pflegebereich gibt es vieles, was geändert werden muss und worüber wir uns und allen voran die Politik und Regierungsverantwortlichen in Bund und Ländern ernsthafte Gedanken machen müssen!
Hier einige Beispiele, womit wir in der Gemeinde Wien im Krankenanstaltenverbund zu kämpfen haben und was wir daher fordern:
Zum Beispiel wäre eine Reduzierung der Administration, welche Pflegekräfte in unserem Bereich zu leisten haben, nach dem Motto „lasst uns doch endlich Pflege leisten“ angebracht: Tagtäglich müssen wir dokumentieren, was das Zeug hält, müssen die sogenannte Pflegepersonalrechung machen – also eine Kategorisierung der Patienten und unserer Arbeit – welche sehr zeitaufwendig ist. Es wird mit unserer Hilfe dadurch versucht, das Angebotsspektrum zu erweitern, die Qualität zu halten und dabei das Personal und das Budget zu reduzieren. Da beißt sich die Katze in den Schwanz, denn jeder Mensch wird wohl logisch gedacht erkennen:
Reduziere ich das Pflegepersonal oder zumindest die Gehälter oder verschlechtere die Arbeitsbedingungen, wenn auch bei gleichzeitiger Angebotserweiterung, dann wird sich wohl die Qualität nicht steigern und die Motivation von uns Bediensteten leiden – auf Kosten der PatientInnen!
Weiters haben wir mit Fremdvergabe an Privatfirmen bei der Hausaufsicht, bei Sekretärinnen und auch schon bei Krankenträgern zu kämpfen. Die Folge ist nicht nur Personalabbau in den Bereichen der handwerklichen Verwendung oder Administration im Krankenanstaltenverbund, sondern die Verschlechterung der Einkommen und Löhne. Denn jene KollegInnen und LeiharbeiterInnen aus Fremdfirmen verdienen zumeist viel weniger und haben schlechtere arbeitsrechtliche Standards. Der Druck auf das kommunale „Stammpersonal“ steigt ebenfalls, weil es ja abgebaut werden soll. Und wir dürfen auch nicht vergessen, dass nicht jene KollegInnen aus Fremdfirmen schlechter arbeiten würden, aber eben die Gepflogenheiten und internen Abläufe in den Häusern oft einfach nicht kennen können. Die Folge ist Frustration des Personals auf beiden Seiten. Und was kommt als Nächstes: wird in Krankenhäusern und Geriatriezentren auch bald das Pflegepersonal durch LeiharbeiterInnen ersetzt? Abgesehen davon, dass sowieso schon viele Pflegeangebote aufgrund des Sparwahns ausgegliedert bzw. privatisiert wurden und werden…
Leider gibt es gerade in der Pflege und zwischen den verschiedenen Häusern oft eine fehlende Solidarisierung. Würden sich die Leitungen, wie PflegedirektorInnen und Oberschwestern/pfleger gemeinsam mit den KollegInnen zusammentun, wäre es ein Einfaches, der Generaldirektion einmal Paroli zu bieten. Aber im Gegenteil – hier wird auch noch vorauseilender Gehorsam gelebt, jede/r will die/der erste sein, ein neues Gesetz oder einen neuen Erlass erfüllt zu haben. Wenn wir Verbesserungen erreichen wollen und das Schlimmste verhindern wollen, wird uns auch in der Pflege aber auf Kurz oder Lang nichts anderes übrig bleiben, gemeinsam auf die tatsächlichen EntscheidungsträgerInnen für diese Trends, nämlich die politisch Verantwortlichen egal welcher Farbe, Druck zu erzeugen!
Daher fordern wir im Rahmen einer zu Verfügung zu stellenden Sozialmilliarde für den kommunalen und privaten Gesundheitsbereich und den Bereich der Pflege u.a.:
- Dafür Sorge zu tragen, dass genügend finanzielle Mittel für notwendige Personalaufstockung sowie für Supervisionen zur Verfügung gestellt werden, als auch in diesen realistische Personalbedarfsberechnung nach wissenschaftlichen Standards und nach Maßgabe der demographischen Entwicklung gewährleistet werden.
- Weiters lehnen wir die Privatisierung des Gesundheitswesens inklusive der Ausgliederungen und Auslagerungen ab. Das Ziel der Privatisierungspolitik ist immer auch die Reduzierung der Löhne und Gehälter der Beschäftigten im kommunalen wie privaten Bereich und bedeutet in der Regel eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen.
Wir wollen Spitäler und Geriatriezentren, in denen alle Beschäftigte, egal welche Berufsgruppe, egal welche Tätigkeit, ob medizinisch oder nicht-medizinisch, im ärztlichen oder pflegerischen Bereich von der Stadt Wien angestellt werden und unter gerechten und gleichen Lohn- und arbeitsrechtlichen Standards das tun können, wofür wir diesen Beruf und Bereich gewählt haben:
Sich um die Erhaltung und Wiederherstellung der Gesundheit der Bevölkerung, sowie um eine wertschätzende Pflege unserer PatientInnen zu kümmern!
An dieser Stelle noch einmal ein herzliches Dankeschön an Kimia Soltani und jene PersonlavertreterInnen im Krankenanstaltenverbund, welche die Krötenwanderung unterstützt und dazu aufgerufen haben!
- Weiterlesen: Bericht Demo Krötenwanderung am 1.10.2010
- Weiterlesen: Artikel Lautes Gequake (auf der Homepage der Vernetzungsgruppe Soziales)
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