KIV/UG präsentiert „Schwarzbuch Kranker Anstaltenverbund“

Am 16. Juni 2016 stellte die KIV/UG im Rahmen eines Pressegesprächs das „Schwarzbuch Kranker Anstaltenverbund“. Mit dieser Sammlung vielfältiger Problemlagen in den Wiener Spitälern will die KIV/UG einmal mehr ins Bewusstsein rufen, wie schwierig die Arbeitsbedingungen in der Pflege und im Gesundheitsbereich sind. Und das dringener Handlungsbedarf besteht – vor allem bei den Entscheidungsträgern im KAV und der Gemeinde Wien.

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Vorgestellt wurde das Schwarzbuch von den beiden KIV/UG-PersonalvertreterInnen im KAV, Biju Onatt und Silvia Tauchner. Ihre zentrale Kritik am Verhalten des Krankenanstaltenberundes: „Die Arbeitsbedingungen in den Wiener Krankenanstalten sind von Einsparungen, Personalmangel, steigendem Arbeitsdruck und einer damit verbundenen Zunahme an Krankenständen geprägt. Unsere KollegInnen im Pflegebereich arbeiten zunehmend am Limit. Der Krankenanstaltenverbund der Gemeinde Wien soll endlich seine eigenen Leitlinien ernst nehmen und Arbeitsbedingungen herstellen, die diesen entsprechen.“

KAV verstößt gegen eigenes Leitbild

In den Leitlinien des Wiener KAV heißt es: „Qualifizierte, engagierte und zufriedene MitarbeiterInnen sind Grundpfeiler unserer Leistung.“ Die unter dem Spardruck immer schwieriger werdenden Arbeitsbedingungen sowie zusätzliche Aufgaben bei reduziertem Personalstand würden die Qualität in der Gesundheitsarbeit allerdings zunehmend gefährden. Onatt: „Seit 2015 wurde im KAV der medizinische Personalstand um 300 Köpfe reduziert. Gleichzeitig übernimmt das Pflegepersonal allerdings zusätzlich auch medizinische Aufgaben bei gleich bleibendem Einkommen und bestehendem Personalnotstand.“ Hinzu kommt die überbordende Dokumentationspflicht. „Früher wurden Tätigkeiten erbracht, ohne diese zu dokumentieren. Ein Missstand, der unbedingt korrigiert werden musste. Heute wird dagegen alles lückenlos dokumentiert es herrscht eine regelrechte Dokumentationswut. Der enorme Zeitdruck, unter dem die Beschäftigten stehen, wirft allerdings die Frage auf, ob alle dokumentierten Tätigkeiten auch tatsächlich so erbracht wurden. Wer trägt dann die Verantwortung, wenn etwas passiert?“, fragt Onatt. Sich an den überforderten Beschäftigten abzuputzen sei jedenfalls inakzeptabel und würde nur die wahren Ursachen für Missstände in der Pflege verschleiern.

Zunehmende Entmenschlichung sozialer Arbeit

Silvia Tauchner kritisierte die „Entmenschlichung“ die gerade in der sozialen Arbeit voranschreite: „Es ist geradezu absurd, wenn ausgerechnet in Gesundheitsberufen Arbeitsbedingungen herrschen, die zunehmend krank machen und an die Grenzen der Belastbarkeit führen. Es ist dem hohen Engagement bis hin zur Selbstausbeutung der Beschäftigten für ihre PatientInnen zu verdanken, dass das System noch nicht gekippt ist.“ Wichtige Führungspositionen würden in Krankenanstalten aufgrund krankheitsbedingter Ausfälle nicht besetzt, frei werdende Positionen im Pflegebereich oft erst nach mehreren Monaten nach besetzt. „Im KAV muss die wachsende Zahl an – auch psychisch bedingter – Krankenstände endlich als Folge von Fehlentwicklungen am ‚Arbeitsplatz Krankenhaus‘ erkannt werden.“ Es mache wenig Sinn, so Tauchner weiter, wenn zwar Burn-out-Prophylaxe angeboten werden, diese allerdings am Mitarbeiter selbst und nicht den Arbeitsbedingungen ansetzen würde.

KAV muss sich endlich Problemen stellen und in lösungsorientierten Dialog mit Personalvertretung treten

Tauchner und Onatt abschließend: „Statt Sparpakete im Gesundheitsbereich  braucht es mehr Personal, menschenwürdigere Arbeitsbedingungen und der Arbeitsleistung entsprechende Löhne. Weil sich schließlich alle ein Gesundheitswesen verdient haben, das gesund, statt krank macht – PatientInnen wie Beschäftigte. Wir fordern, dass die Verantwortlichen im KAV endlich aus der Deckung kommen, sich den Problemen ernsthaft stellen und mit den PersonalvertreterInnen vor Ort in lösungsorientierte Gespräche treten, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern – damit das  Leitbild auch endlich Realität wird.“

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Das Pressegespräch zum Ansehen (Video von Renate Sassmann):

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„Schwarzbuch Kranker Anstalten Verbund“ als Download

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Mehr zur KIV/UG im KAV auf der Website der KIV/UG. Die KIV/UG – Konsequente Interessensvertretung/Unabhängige GewerkschafterInnen ist die zweitstärkste Personalvertreterungs- und Gewerkschaftsliste bei den Wiener Gemeindebediensteten und in der Gewerkschaft younion.

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