Arbeitsklimaindex 02/2012: Wenig Auskommen mit dem Einkommen …


… soziale Lage für MigrantInnen dramatisch

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Der aktuelle Arbeitsklimaindex der AK Oberösterreich (02/2012) stellt einen neuen Tiefstand in Sachen Arbeitszufriedenheit fest: seit 2004 waren die ArbeitnehmerInnen mit ihrer sozialen Position sowie ihrer rechtlichen Situation so unzufrieden wie heute.

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Knappes Auskommen

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So ist innerhalb eines Jahres der Anteil jener unselbständig Beschäftigten, die mit ihrem Einkommen nur knapp auskommen von 44 auf 50 % gestiegen. Zusammen mit den 11 %, deren Einkommen zum Auskommen nicht mehr recht ist der Anteil jener mit knappen bzw. unzureichenden Einkommensverhältnissen auf über 60 % aller ArbeitnehmerInnen gestiegen!

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Mittelschicht erodiert – gesellschaftlicher Status sinkt

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Die mittleren EinkommensbezieherInnen geraten zusehends unter Druck. Im aktuellen Newsletter zum Arbeitsklimaindex ist dazu zu lesen:

„Die zunehmende Schwierigkeit, mit dem erarbeiteten Einkommen einigermaßen gut leben zu können, wirkt sich auch auf das Gefühl aus, an der Gesellschaft teilhaben zu können. Die Arbeitnehmer/-innen fühlen sich zunehmend übergangen, was Einkommen, Rechte uns sozialen Status betrifft.“

Diese Unzufriedenheit mit der „sozialen Position als Arbeitnehmer/in“ findet auch im Arbeitsklimaindex ihren Ausdruck. Bleibt der Arbeitsklimaindex im Vergleich zum November 2011 annähernd konstant (107 statt 108 Punkte), liegt er in erwähnter Subkategorie „Zufriedenheit mit der sozialen Position“ mit 67 Punkten unter jenem aus 1998:

„Derzeit sind 64 Prozent mit ihren Rechten als Arbeitnehmer/-in zufrieden – der Tiefstwert seit 1997. Mit ihrem sozialen Status sind 63 Prozent der Beschäftigten zufrieden, was sogar den Tiefstwert seit seit Beginn des Arbeitsklimaindex vor 15 Jahren bedeutet.“

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Grafik: AK Oberösterreich

Soziale Situation von MigrantInnen

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Im aktuellen Arbeitsklimaindex wird diesmal gesondert auch die soziale Situation von MigrantInnen – inzwischen 16 % der unselbständig Erwerbstätigen in Österreich – erhoben.

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Auffallend:

  • während lediglich 26 % der ÖsterreicherInnen ArbeiterInnen sind, liegt dieser Anteil bei OsteuropäerInnen bei 31 %, bei MigrantInnen aus Ex-JugoslawInnen bei 51 %, bei TürkInnen sogar bei 68 %. Unter dem ÖsterreicherInnen-Anteil liegen ZuwanderInnen aus Westeuropa: diese sind lediglich zu 22 % ArbeiterInnen.
  • Dominierende Gruppe bei den ÖsterreicherInnen wie auch bei MigrantInnen aus Westeuropa sind die Angestellten (57 bzw. 58 %). Während unter OsteuropäerInnen immerhin noch 51 % angestellt sind, fällt der Anteil bei Ex-JugoslawInnen auf 44 %, bei TürkInnen gar auf 27 % zurück.
  • Massiv unterrepräsentiert sind ArbeitnehmerInnen türkischer bzw. ex-jugoslawischer Herkunft mit 5 % bei den öffentlich Bediensteten, währen WesteuropäerInnen mit 20 % sogar über dem ÖsterreicherInnen- bzw. OsteuropäerInnen-Anteil mit jeweils 17 % liegen.

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Geringe Einkommenszufriedenheit bei MigrantInnen

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Gründe, dass besonders viele TürkInnen und ZuwanderInnen aus Ex-Jugoslawien unter den ArbeiterInnen zu finden sind, sind nicht nur in einem formal niedrigeren Bildungsniveau zu suchen, sondern auch in dem Faktum, dass MigrantInnen immer wieder Jobs annehmen müssen, für die sie überqualifiziert sind – weil höhere Bildungsabschlüsse in Österreich vielfach nicht anerkannt sind.

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ArbeitnehmerInnen „mit Migrationshintergrund“ haben entsprechend vielfach niedrigere Einkommen als ÖsterreicherInnen: liegt das mittlere Nettoeinkommen Vollzeit beschäftigter ÖsterreicherInnen bei 1.575 Euro (2011), verdienen ArbeitnehmerInnen mit Migrationshintergrund durchschnittlich um 150 Euro – also fast 10 % – weniger! Besonders wenig verdienen TürkInnen: ihr mittleres Nettoeinkommen liegt um 300 Euro unter jenem ihrer österreichischen KollegInnen. Wenig verwunderlich daher, dass die Einkommenszufriedenheit von MigrantInnen insgesamt fast 20 Prozentpunkte unter jenem der ÖsterreicherInnen liegt.

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Niedrigere Jobzufriedenheit

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Wird die Arbeitsbelastung von MigrantInnen mit jener von Nicht-MigrantInnen verglichen, so leiden erstere stärker unter Zeitdruck (30 zu 27 %), schlechten Gesundheitsbedingungen (18 zu 11 %) und höherer Unfall- und Verletzungsgefahr (15 zu 10 %). Hinsichtlich der Zufriedenheit mit den Vorgesetzten sind ÖsterreicherInnen zu 73 %, MigrantInnen dagegen nur zu 60 % mit dem Führungsstil der ManagerInnen zufrieden. Das alles führt zu einer regelrechten Kluft im Arbeitsklima Index zwischen ÖsterreicherInnen (109 Punkte) und MigrantInnen (97 Punkte). Entsprechend dramatisch die Schlussfolgerungen aus den Erhebungsergebnissen:

„Die Einschätzung der Rechte als Arbeitnehmer/-in sowie des sozialen Status ist genauso im Sinken wie die allgemeine Einkommens- und Lebenszufriedenheit, die Zufriedenheit mit der Arbeitszeitregelung und die Einschätzung der Karrierechancen. Insgesamt zeichnet sich ein düsteres Bild für Migrant/-innen am Arbeitsmarkt … Nur noch 40 Prozent der Migrant/-innen glauben an ihre Aufstiegschancen, nur knapp mehr als ein Drittel denkt, bei Jobverlust leicht wieder eine neue Arbeit zu finden.“

Link: Arbeitsklimaindex 02/2012 der AK Oberösterreich

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