BAGS-KV: Aufruf zum Protest am 1.Feburar
30. Januar 2012 von adminalternative
Wie bereits HIER berichtet sind die Kollektivvertrags-verhandlungen zum BAGS-KV gescheitert. Deshalb gibt’s am 1.Februar einen Österreich-weiten Aktionstag. Die KV- Verhandlungen der Caritas und Gehaltsverhandlungen der Privat- und Ordensspitäler stocken ebenfalls. Im kommunalen Bereich hat man bereits im Dezember mager abgeschlossen. Insgesamt ist klar: Im Sozial- und Gesundheitsbereich fröstelt es gewaltig – ein Appell an die Politik und eine gemeinsame Vorgangsweise der Gewerkschaften ist notwendiger denn je!
Unzumutbare Angebote bei den BAGS-KV-Verhandlungen
Die Kollektivvertragsverhandlungen im privaten Gesundheits- und Sozialbereich (BAGS) sind ins Stocken geraten. Die ArbeitgebervertreterInnen sind nicht bereit ein Angebot zu legen, das über der Jahresinflation 2011 (3,3 %) liegt. Im Gegenteil: Alle AG-Angebote bei der Verhandlungsrunde von 12. auf 13. Jänner liegen bislang darunter (AG-Angebot IST 2,95% – BAGS-KV 3,05%). Zwischen 23.-25. Jänner fanden in vielen Betrieben Österreichweite Betriebsversammlungen statt und für 1. Februar ist eine öffentliche Protest-Aktion geplant. Viele BetriebsrätInnen haben für diesen Tag eine Betriebsversammlung im öffentlichen Raum einberufen – laut Vida-Homepage werden Österreichweit 260 Betriebsversammlungen stattfinden.
„Armutsbremse“ für Beschäftige der Caritas offensichtlich nicht gewollt
Auch bei den Caritas-Kollektivvertragsverhandlungen ist die Situation ähnlich. Bei den Verhandlungen am 13. Jänner 2012 kam es zu keinem für die ArbeitnehmerInnen zumutbaren Angebot. Die ArbeitgeberInnen gingen sogar soweit, danach den Beschäftigten auch ohne Abschluss eine IST-Gehaltserhöhung ab 1.2.2012 von 3% (ebenfalls unter der Inflation) automatisch zuzugestehen – ein eindeutiger Versuch die KollegInnen und ihre BetriebsrätInnen und Gewerkschaften gegeneinander auszuspielen! Daher fand am 24. Jänner 2012 eine Österreichweite BR-Konferenz statt auf welcher eine Resolution der Empörung einstimmig beschlossen wurde. Und das von einem Arbeitgeber, der erst kürzlich vor Weihnachten gemeinsam mit der Diakonie eine „Armutsbremse“ statt einer „Schuldenbremse“ eingefordert hat.
Soziale Kälte auch in den Privat- und Ordensspitälern
Ähnlich gestalten sich die Gehaltsverhandlungen für die Privaten- und Ordensspitäler. Nach einem Aktionstag der betroffenen Beschäftigten am 23. Jänner fand am darauffolgenden Tag bereits die vierte Verhandlungsrunde statt. Die Arbeitgeber boten eine Erhöhung des Grundgehalts um durchschnittlich 3,06 % sowie die Anhebung der Zulagen um 3 Prozent. Eindeutig unter der Inflation!
Magerer Abschluss im öffentlichen/kommunalen Sozial- und Gesundheitsbereich
Im öffentlichen/kommunalen Bereich – der beispielsweise alleine im Wiener Krankenanstaltenverbund mit ca. 32.000 Bediensteten oder im Fonds Soziales Wien mit ca. 1100 Beschäftigten (vom Gehaltsabschluss sind die zugewiesenen Gemeindebediensteten betroffen, denn für Privatangestellte gibt es den FSW-KV, welcher immer erst im Mai verhandelt wird) umfasst, ist der Gehaltsabschluss mager ausgefallen: zwischen + 3,36 bis 2,68 % – bedeutet z.B. bei brutto 1500 Euro: 3,30 %, 2000 Euro: 3,12 %, 2800 Euro: 2,96 %, 4000 Euro: 2,84 %). In Wien wird der Abschluss wenigstens umgesetzt. In vielen Bundesländern wurde trotz Abschluss etwas anderes von den Landtagen beschlossen (z.B. Oberösterreich – 1% vom Abschluss auch für gemeindenahe Sozialvereine, Steiermark Null-Lohnrunde etc.).
Appell an die Politik und gemeinsames Vorgehen der Gewerkschaften notwendig!
Dieses Jahr sind die Verhandlungen also noch schwieriger als die Jahre zuvor – was für eine Überraschung, bedenkt man die momentane politische Diskussion. Wieder einmal fragen wir uns:
- Wäre es in Zeiten des Sparwahns nicht umso wichtiger, als von öffentlichen Geldern abhängiger Verein/Arbeitgeber aber auch im kommunalen Sozial- und Gesundheitsbereich, an die Politik zu appellieren und gemeinsam mehr Ressourcen zu fordern?
- Würde man die betroffenen Beschäftigten ernst nehmen – hätte man dann nicht längst aufgehört jedes Jahr das Argument, dass es nicht genug Geld gibt und eingespart wird aus dem Hut zu ziehen, sondern endlich den Willen bekundet, der Politik entschlossen und gemeinsam entgegenzutreten?
- Und: ist es nicht längst überfällig, dass sich der private und kommunale Sozial- und Gesundheitsbereich und alle zuständigen Gewerkschaften (GdG-KMSfB, GÖD, GPA-djp und Vida) zusammenschließen und solidarisch kämpfen um nicht ewig mit dem Geld-/ Sparargument gegeneinander ausgespielt zu werden?
Sind wir uns ehrlich – der öffentliche/kommunale Bereich wie auch der aus der öffentlichen Hand geförderte private Bereich hängen nun einmal in hohen Maße zusammen und voneinander sowie von politischen Entscheidungen ab. Dementsprechend kann es uns nicht mehr überraschen, wenn unsere Bereiche jedes Jahr wieder mit den gleichen Argumenten abgespeist oder gar gegeneinander ausgespielt werden. Die politischen EU-weiten Proteste und Spardiskussionen berücksichtigend, wird es in den nächsten Jahren eher noch härter werden. Und bei unseren Gewerkschaftsführungen kommt dann noch Partei-Verquickung dazu, welche sie oft handlungsunfähig oder nur bis zu einem gewissen Grad protestfähig macht.
Die Zeit ist reif, dass wir – Beschäftigte und BetriebsrätInnen / Personalvertretungen – auch von unseren jeweiligen Gewerkschaftsführungen ein gemeinsames Vorgehen offensiv einfordern! Und eines ist klar: ohne Druck von uns, von der Basis, wird das nicht gelingen!
Kommt am 1. Februar zum österreichweiten Aktionstag und setzt ein Zeichen!
In Wien findet eine Demonstration zum BAGS-AG-Verband für eine faire Lohn- und Gehaltserhöhung statt.
Treffpunkt und -zeit: 1. Februar, 14:00 Uhr, GPA-djp, Alfred-Dallinger-Platz 1
- Abmarsch spätestens um 14.30 Uhr mit einem Demozug an einigen sozialen Einrichtungen in der Umgebung vorbei.
- Kundgebung bei der Modecenterstraße (Sitz der BAGS, sowie Koordinierungstelle Sucht und Drogenprävention, BBRZ, Abrechnungsstelle des FSW)
- Abschlussmarsch von der Modecenterstraße zur Guglgasse (Sitz des FSW)
Insgesamte Dauer ca. 2,5 Stunden
AUGE/UG, KIV/UG und die Vernetzungsgruppe Soziales erklären sich solidarisch mit allen Beschäftigten im Sozial- und Gesundheitsbereich und rufen alle KollegInnen zur Teilnahme auf! Letzlich geht es darum gemeinsam ein starkes öffentliches Zeichen zu setzen!
Wir fordern Respekt!
- Wir Beschäftigte im Sozial- und Gesundheitsbereich haben uns besseres verdient und diesen Protest werden wir öffentlich lautstark äußern!
- Empört Euch – Organisiert Euich – Und rufen wir gemeinsam lautstark: Her mit der Sozialmilliarde! Her mit den Kröt€n!
- Aber wir fordern nicht nur eine angemessen Gehaltserhöhung, die eine Reallohnerhöhung beinhalten muss – es geht um viel mehr:
- Wir fordern gerechte Arbeitsbedingungen!
- Wir fordern Respekt!
Denn soziale Arbeit ist nicht nur mehr wert! Sie bringt auch einen hohen gesellschaftlichen Mehrwert!
Apropos: Vernetzt – Empört – Organisiert Euch! Stopp Überlastung – Achtung Gefährdung!
Wenn Du Interesse daran hast, Dich mit anderen KollegInnen stärker zu vernetzen, über die Überlastung und Gefährdung im Berufsfeld und im Sozial- und Gesundheitsbereich zu diskutieren, aber vor allem neue und gemeinsame Protestformen zu entwickeln, dann komm zu unserem
Sozialgipfel Reloaded
am Mittwoch den 21. März 2012 um 16h bis ca. 20.30h
in der Arbeiterkammer Wien – Bildungszentrum
Aviso, Infos, Anmeldung (genaues Programm in Kürze) auf der:
Hompage der Vernetzungsgruppe Soziales