40 Jahre 40-Stunden-Woche … und das war’s?

Werbung des Österreichischen GewerkschaftsbundesVor vierzig Jahren, am 6. Jänner 1975 trat in Österreich das Gesetz über den 8-Stunden-Arbeitstag und die 40-Stunden-Arbeitswoche in Kraft. Damit wurde eine langjährige Forderung der ArbeiterInnenbewegung umgesetzt, die eine gerechtere Verteilung der Arbeit sowie mehr Zeit für Erholung brachte. Seither hat sich leider nicht viel getan. In einigen Branchen gilt inzwischen zwar die 38,5-Stunden-Woche. Doch von Unternehmerseite werden bereits Stimmen laut, die überhaupt wieder zurück zum 12-Stunden-Arbeitstag wollen.
Die Fakten belegen, dass das Gegenteil notwendig ist: Die Zahl der Arbeitslosen steigt und steigt. Teilzeitbeschäftigung nimmt zu – oft mit Einkommen, die nicht zum Leben reichen. Auf der anderen Seite bürdet man den Beschäftigten immer mehr Überstunden auf und erhöht den Leistungsdruck. Darum braucht es eine umfassende und generelle Arbeitszeitverkürzung. Und darum ist Arbeitszeitverkürzung auch unser diesjähriger Schwerpunkt.

Denn Arbeitszeitverkürzung ist …
… eine Frage der Gerechtigkeit
Rund 400.000 Menschen sind in Österreich derzeit arbeitslos. Über 1 Mio. ArbeitnehmerInnen – überwiegend Frauen – arbeiten Teilzeit. Oft unfreiwillig, oft mit Einkommen, die nicht zum Leben reichen. Gleichzeitig arbeiten Vollzeitbeschäftigte in Österreich mit durchschnittlich 41,7 Stunden/Woche deutlich länger als der EU-Schnitt. Eine allgemeine ArbeitszeitFAIRkürzung würde das Arbeitsvolumen und damit Einkommen gleichmäßiger und gerechter verteilen.
… eine Frage der Belastbarkeit
Eine OECD-Studie hat ergeben, dass im Vergleich zu anderen Industrieländern in Österreich die Arbeitsbelastung besonders hoch ist. Wesentliche Gründe dafür: Zeitdruck und lange Arbeitszeiten. Als Folge davon nehmen Burnout, Depressionen und andere stressbedingte Erkrankungen zu. Zusätzlich steigt bereits ab der 7. und 8. täglichen Arbeitsstunde das Unfallrisiko deutlich an. Kürzere Arbeitszeiten schützen die Gesundheit und garantieren ausreichend Zeit für Erholung.
… eine Frage der Gleichstellung
Österreich ist immer noch sehr konservativ. Nach wie vor gilt: Frauen leisten zwei Drittel der unbezahlten Haus-, Pflege- und Betreuungsarbeit, Männer dagegen rund zwei Drittel der bezahlten Erwerbsarbeit. Kein Wunder, dass die Einkommen zwischen den Geschlechtern sehr ungleich verteilt sind. Zusätzlich arbeitet schon fast die Hälfte aller berufstätigen Frauen nur Teilzeit, was vielfach weder finanzielle Eigenständigkeit noch ausreichende soziale Sicherheit garantiert. ArbeitszeitFAIRkürzung ist ein wesentlicher Beitrag zu einer gerechteren Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit zwischen Männern und Frauen.
… und schließlich eine Frage der Verteilungsgerechtigkeit
ArbeitnehmerInnen produzieren heute um ein Viertel mehr als noch vor 20 Jahren. Profitiert haben davon vor allem die Unternehmen, die enorme Gewinne eingefahren haben. Die Reallöhne – also unsere in Kaufkraft gemessenen Einkommen – sind im selben Zeitraum kaum gewachsen! Eine Arbeitszeitverkürzung wäre also nur eine verspätete Abgeltung unseres Anteils am Produktivitätsfortschritt. ArbeitszeitFAIRkürzung ist machbar und nur gerecht – weil wir sie uns ohnehin längst selbst erarbeitet haben.

Höchste Zeit also, möglichst rasch damit zu beginnen, Arbeit wieder gerechter zu verteilen – und damit einhergehend Lebenschancen, Zeit und Geld. Machen wir gemeinsam Druck, und zwar jetzt: Für eine Arbeitszeit-FAIR-Kürzung im Sinne der ArbeitnehmerInnen! Wir wollen nicht weitere 40 Jahre warten.
Die Alternativen, Grünen und Unabhängigen GewerkschafterInnen (AUGE/UG)

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