Sozialbericht 2009 – 2010 (Teil 1), Armut in Österreich: Einige Zahlen, Daten, Fakten

Armutsgefährdungsschwelle 2008:

Euro 11.406/Jahr (1/14 = Euro 815, 1/12 = Euro 951)

Armutsgefährdung im Jahr 2009:

Armutsgefährdungsschwelle: 12,4 % der österreichischen Bevölkerung, d.h.
rund 993.000 Personen sind armutsgefährdet
Laut EU-SILC 2008 haben armutsgefährdete Haushalte ein um rund 15 % („Armutsgefährdungslücke“) unter der Armutsschwelle liegendes Einkommen (d.s. Euro 9.662/Jahr, 1/14 = Euro 690, 1/12 = Euro 805)
Gesamtbetrag der „Armutsgefährdungslücke“ in % des BIP und absolut: 0,6 % des BIP, 1,75 Mrd. Euro

Armutsgefährdungsquote nach Alter und Geschlecht:

2008 waren …

… 15 % der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahre
… 11 % der Männer über 18 Jahre
… 10 % der Männer zwischen 18 und 64 Jahre
… 12 % der Männer über 65 Jahre
… 13 % der Frauen über 18 Jahre
… 12 % der Frauen zwischen 18 und 64 Jahre
… 17 % der Frauen über 65 Jahre

armutsgefährdet.

Armutsgefährdung nach Haushaltsform:

2008 waren …

… von Haushalten mit Pension (mind. 50 % des Haushaltseinkommens sind Pensionen) zu 16 % armutsgefährdet, aber

  • alleinlebende Männer zu 16 %
  • alleinlebende Frauen zu 24 %
  • Mehrpersonenhaushalte zu 13 % armutsgefährdet.

… von Haushalten ohne Pensionen (weniger als 50 % des Haushaltseinkommens sind Pensionen) zu 12 % armutsgefährdet, aber

  • alleinlebende Männer zu 16 %
  • alleinlebende Frauen zu 20 %
  • Mehrpersonenhaushalte ohne Kinder zu 6 % armutsgefährdet

… von Haushalten ohne Pension mit Kindern waren 13 % armutsgefährdet, aber

  • Ein-Eltern-Haushalte zu 29 %
  • Mehrpersonenhaushalte mit einem Kind zu 9 %
  • Mehrpersonenhaushalte mit zwei Kindern zu 10 %
  • Mehrpersonenhaushalte mit mindestens drei Kindern zu 20 % armutsgefährdet.
Besonders armutsgefährdete Bevölkerungsgruppen

Im Jahr 2008 waren bei einer österreichischen Gesamtbevölkerung von 8,242 Mio. Menschen 1,018 Mio. Personen armutsgefährdet. Die Armutsgefährdungsquote lag dabei bei Personen mit Hauhalten (Klammerausdruck gibt Armutsgefährdungslücke, also Abstand zu Armutsschwelle an)

  • mit Langzeitarbeitslosigkeit bei 43 % („Armutsgefährdungslücke“: 21 %)
  • mit Sozialleistungen als Haupteinkommen ( ohne Pensionen im Pensionsalter 60/65 J.) bei 43 % (18 %)
  • mit ausländischem Mitglied (aus Nicht-EU/EFTA) bei 26 % (18 %)
  • mit Eingebürgerten (ohne ausländ. Mitglied) bei 22 % (17 %)
  • mit Behinderung (bei Person im Erwerbsalter) bei 19 % (18 %)
  • mit Mehrpersonen mit mind. 3 Kindern bei 20 % (16 %)
  • mit jüngstem Kind 4 bis 6 Jahre1bei 6 % (17 %)
  • mit einem Elternteil bei 29 % (16 %)
  • mit alleinlebenden Frauen mit Pension bei 24 % (14 %)
  • mit alleinlebenden Frauen ohne Pension bei 20 % (20 %)
Armutsgefährdung nach Haupttätigkeit von Personen im Erwerbsalter (2007)

Insgesamt waren 2007 von 5.050 Personen im Erwerbsalter (festgelegt mit 20 – 64 Jahre) 542.000 Menschen, das sind 11 %, armutsgefährdet.

  • Von 3,175 Millionen ganzjährig Erwerbstätigen (12 Monate erwerbstätig) waren 181.000 Personen, d.s. 6 %, armutsgefährdet.
  • Von 2,609 Mio. ganzjährig und Vollzeit Erwerbstätigen waren 129.000 oder 6 % armutsgefährdet, von 566.000 ganzjährig, Teilzeit Erwerbsaktiven waren 52.000, d.s. 9 % armutsgefährdet.
  • Von 504.000 nicht ganzjährig erwerbstätigen Personen (weniger als 12 Monate erwerbstätig, weniger als 6 Monate arbeitslos) waren 66.000 oder 13 % armutsgefährdet.
  • Von 248.000 mehr als 6 Monate arbeitslosen Menschen waren 97.000 oder 39 % armutsgefährdet.
  • Von 1,122 nicht Erwerbsaktiven waren 198.000 oder 18 % armutsgefährdet. Von 507.000 PensionistInnen im Erwerbsalter waren 59.000 oder 12 %, von 158.000 Personen in Ausbildung 18 %, von 457.000 Personen im Haushalt 24 % armutsgefährdet.
Armutsgefährdung von Erwerbstätigen im Erwerbsalter – „Working poor“

In Summe sind 247.000 Personen bedingt durch ihr eigenes niedriges Einkommen oder die Haushaltszusammensetzung und mangelnde Erwerbsintensität des Haushalts armutsgefährdet obwohl sie einer Erwerbsarbeit nachgehen. Das sind 7 % der Erwerbstätig zwischen 20 und 64 Jahren. Als erwerbstätig werden dabei jene Personen definiert, die mindestens ein Monat Vollzeit- oder Teilzeit erwerbstätig und nicht mehr als sechs Monate arbeitslos waren.

Von den 247.000 Working poor waren …

… nach Geschlecht und Alter

  • 53 % Männer, davon 43 % zwischen 20 und 39 Jahre, 56 % zwischen 40 und 64 Jahre und
  • 47 % Frauen, davon 51 % im Altern von 30 bis 39 Jahren, 49 % zwischen 40 und 64

… nach höchstem Bildungsabschluss

  • 32 % mit maximal Pflichtschulabschluss
  • 43 % mit maximal Lehre oder mittlere Schule
  • 18 % mit maximal Matura
  • 16 % mit Universitätsabschluss

… nach Erwerbsstatus

  • 52 % ganzjährig Vollzeit erwerbstätig
  • 21 % ganzjährig Teilzeit erwerbstätig
  • 27 % nicht ganzjährig erwerbstätig

… nach beruflicher Stellung

  • 31 % HilfsarbeiterInnen
  • 15 % FacharbeiterInnen
  • 9 % Meister oder arbeiteten in einer mittleren Tätigkeit
  • 7 % in einer höheren ober hochqualifizierten Tätigkeit beschäftigt
  • 22 % selbständig
  • 16 % aktuelle nicht erwerbstätig

Unregelmäßig Beschäftigte (Werk-/DienstvertragsnehmerInnen oder 2007 weniger als 10 Monate Vollzeit oder Teilzeit beschäftigt) waren zu 15 % (75.000 Personen) armutsgefährdet, Teilzeitbeschäftigte unter 12 Stunden zu 16 % (18.000), Beschäftigte im Niedriglohnbereich (Stundenlohn beträgt weniger als Euro 8,77 bei Vollzeit weniger als Euro 1.000) zu 28 % (31.000) armutsgefährdet.

Armutsgefährdung nach Erwerbsintensität des Haushaltes

Von 6,456 Millionen Personen in Haushalten mit mindestens einer Person zwischen 18 und 59 Jahren (ohne StudentInnen) waren 776.000 armutsgefährdet.

Von diesen 776.000 armutsgefährdeten Personen gingen

… 252.000 Personen (33 %) keiner oder einer geringen Erwerbsbeteiligung nach
… 397.000 Personen (51 %) teilweise einer Erwerbsbeteiligung
… 126.000 Personen (16 %) einer vollen Erwerbsbeteiligung nach.

Von den 124.000 armutsgefährdeten Personen in Ein-Personen-Haushalten

… gingen 62.000 Personen, d.s. 50 %, (nahezu) keiner Erwerbsbeteiligung,
… 26.000 Personen (21 %) teilweise und
… 36.000 Personen (29 %) einer vollen Erwerbsbeteiligung nach.

Von den 652.000 armutsgefährdeten Personen in Mehr-Personen-Haushalten gingen

… 190.000 Menschen, d.s. 29 %, (nahezu) keiner Erwerbsbeteiligung,
… 372.000 (57 %) teilweise und
… 90.000 (14 %) voll einer Erwerbsbeteiligung nach.

Erwerbsbeteiligung der Frauen und Armutsgefährdung in Familien
  • In Mehrpersonenhaushalten ohne Kinder sinkt die Armutsgefährdung in Familien von 14 auf 4 %, wenn die Frau erwerbstätig (Voll- oder Teilzeit) ist
  • In Mehrpersonenhaushalten mit einem Kind sinkt die Armutsgefährdung von 20 auf 6 % wenn die Frau erwerbstätig ist.
  • In Mehrpersonenhaushalten mit zwei Kindern sinkt die Armutsgefährdung bei Erwerbstätigkeit der Frau von 18 auf 7 %.
  • In Mehrpersonenhaushalten mit mindestens drei Kindern sinkt die Armutsgefährdung bei Erwerbstätigkeit der Frau von 28 auf 14 %.
  • In Ein-Eltern-Haushalten sinkt die Armutsgefährdung bei Erwerbstätigkeit des Elternteils von 60 auf 21 %.

Wie wichtig Kinderbetreuungs-/bildungseinrichtungen zur Verhinderung von Familienarmut sind – weil dadurch vielfach überhaupt erst die Erwerbstätigkeit beider Elternteile oder des alleinerziehenden Elternteils ermöglicht wird – zeigen folgende Ergebnisse:

  • Ist das Jüngste Kind unter 3 Jahre alt liegt die Armutsgefährdung bei 18 % im Falle der Nicht-Erwerbstätigkeit der Frau. Mit Erwerbsbeteiligung der Frau sinkt diese auf 7 %.
  • Ist das jüngste Kind zwischen 4 und 6 Jahre sinkt die Armutsgefährdung der Familie bei Erwerbstätigkeit der Frau von 32 % auf 10 %.
  • Ist das jüngste Kind über 6 Jahre geht die Armutsgefährdung bei Erwerbstätigkeit der Frau von 32 auf 9 % zurück.
  • Gesamt geht die Armutsgefährdungsquote – unabhängig davon ob die Frau erwerbstätig ist, oder nicht – von 14 %, wenn das jüngste Kind unter 3 Jahre alt ist, auf 12 % zurück, wenn das Kind 6 Jahre und darüber ist.

Linktipp: Sozialbericht 2009 – 2010 auf der Homepage des BMASK

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