Frauenarbeitslosigkeit: Einige Zahlen, Daten, Fakten rund um Arbeitsmarkt, Armutsgefährdung, Frauenarbeitslosigkeit und Ursachen
18. April 2016 von adminalternative
Warum ist die Frauenarbeitslosigkeit so stark gestiegen?
Mit Ausbruch der Finanzkrise 2008 stieg zuallererst die Arbeitslosigkeit bei Männern in der Industrie stark an. Mit Kurzarbeit und Konjunkturpaketen gelang es, die Arbeitslosenzahlen in Grenzen zu halten. Spätestens seit 2012 kam es auch zu einem deutlichen Anstieg der Frauenarbeitslosigkeit. Damals verpflichteten sich die EU-Staaten zu drastischen Sparmaßnahmen („Fiskalpakt“). Damit sollten die vor allem wegen der Bankenrettung gestiegenen Staatsschulden reduziert werden. Ausgaben für Pflege, Gesundheit und Bildung wurden gekürzt – Bereiche, wo besonders viele Frauen arbeiten. Aber auch der Handel mit seinen vielen weiblichen Beschäftigten ist betroffen: wenn der Staat weniger investiert, steigt die Arbeitslosigkeit, den Menschen bleibt immer weniger Geld für Konsum und Existenzsicherung. Der EU-weite Sparkurs bei öffentlichen Ausgaben trifft also Frauen besonders hart!
Mehr dazu im Beitrag Und raus bist Du?
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Wie kann die Frauenbeschäftigung erhöht werden?
Zudem trifft die EU-weit – auch in Österreich – betriebene Sparpolitik bei den öffentlichen Ausgaben Frauen gleich doppelt: Wird weniger Geld für Pflege, Betreuung und Bildung ausgegeben, gehen in diesen Bereichen Frauenjobs verloren. Gleichzeitig arbeiten Frauen wegen der immer noch vorherrschenden geschlechtertypischen Arbeitsteilung – Frauen machen den größten Teil der unbezahlten Haus-, Betreuungs- und Pflegearbeit – wesentlich öfter in Teilzeit als Männer oder gehen überhaupt keiner Erwerbsarbeit nach. Werden Ausgaben für öffentliche Leistungen weiter gekürzt, drohen Frauen noch stärker aus der bezahlten Erwerbsarbeit in die unbezahlte häusliche Pflege- und Betreuungsarbeit gedrängt zu werden, was auf Kosten ihrer finanziellen Eigenständigkeit, sozialen Sicherheit und Selbstbestimmung geht. Öffentliche Investitionen in soziale Dienste, Pflege, Betreuung und Bildung sind wesentliche Voraussetzung zur Erhöhung der Frauenbeschäftigung. Wer hier spart, spart bei den Frauen!
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Sind Frauen bei Arbeitslosigkeit besonders armutsgefährdet?
Ja. Aus zweierlei Gründen: Die mittleren Fraueneinkommen liegen im Schnitt immer noch rund 39 Prozent unter jenen der Männer, v.a. wegen Teilzeitarbeit. Die Höhe des Arbeitslosengeldes orientiert sich allerdings an der Höhe des Einkommens. Niedrige Einkommen führen so auch zu einem niedrigen Arbeitslosengeld. Um die Existenz absichern zu können, sind vor allem arbeitslose Frauen zusätzlich auf Mindestsicherung angewiesen. Eine Kürzung der Mindestsicherung würde das Armutsrisiko von Frauen noch einmal deutlich erhöhen! Ein zusätzliches Problem stellt die Anrechnung des PartnerInneneinkommens bei der Notstandshilfe dar: verdient der/die PartnerIn zu viel, gibt es keine Notstandshilfe – und das kann schon bei 1.200 Euro brutto/Monat sein. Vor allem Frauen verlieren dadurch den Notstandshilfebezug – was nicht nur ihre finanzielle Notlage verschärft, sondern auch noch die Abhängigkeit vom Partner/der Partnerin erhöht.
Quelle: AK, Gender Pay Gap
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Profitieren Frauen von einer allgemeinen Arbeitszeitverkürzung?
Ja, auf jeden Fall. Nach wie vor gilt: Frauen leisten zwei Drittel der unbezahlten Haus-, Pflege- und Betreuungsarbeit, Männer dagegen rund zwei Drittel der bezahlten Erwerbsarbeit. Deshalb arbeiten Frauen überwiegend Teilzeit, Männer dagegen Vollzeit – nicht zuletzt deswegen sind die Einkommen zwischen den Geschlechtern sehr ungleich verteilt. Eine allgemeine Arbeitszeitverkürzung mit einem entsprechenden Lohnausgleich bei unteren und mittleren Einkommensgruppen würde dagegen die Chance bieten, bezahlte und unbezahlte Arbeit gerechter zu verteilen – weil Frauen „ihre“ Teilzeit aufstocken könnten, männliche Vollzeitarbeit dagegen verkürzt wäre.
Arbeitszeiten: Wunsch nach Verkürzung und Aufstockung
In Österreich ist Arbeit besonders ungleich verteilt: Vollzeitbeschäftigte arbeiten besonders lang, gleichzeitig ist die Teilzeitquote besonders hoch. Das entspricht keineswegs den Wünschen der ArbeitnehmerInnen, wie eine aktuelle AK-Studie belegt. Vollzeitbeschäftigte – überwiegend Männer – würden ihre wöchentliche Arbeitszeit gerne um durchschnittlich 1 Stunden verkürzen, Teilzeitbeschäftigte – vor allem Frauen – ihre geleisteten Wochenstunden dagegen um 2 Stunden und 42 Minuten aufstocken. Arbeitszeitverkürzung – etwa der Abbau von Überstunden – brächte auch zusätzliche Jobs: alleine die 2014 geleisteten 269 Millionen Überstunden entsprechen umgerechnet 144.000 Vollzeitarbeitsplätzen. Würden Überstunden konsequent zurückgefahren, würde das zehntausende neue Arbeitsplätze bringen.
Quelle: AK
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Was die AUGE/UG fordert:
- Arbeitszeit FAIRteilen, Arbeitszeit FAIRkürzen – in Richtung 30-Stunden-Woche, mit einem gerechten Lohn- und Personalausgleich
- Keine Anrechnung des PartnerInneneinkommens bei der Notstandshilfe. Arbeitslosengeld und Notstandshilfe armutsfest machen
- Frauenbeschäftigung fördern – durch Investitionen in Bildung, Gesundheit und Soziale Dienste. Flächendeckender, bedarfsgerechter Ausbau von Pflege- und Betreuungseinrichtungen
- Deutliche finanzielle und gesellschaftliche Aufwertung „typischer“ Frauenberufe, Sicherung von Mindesteinkommen auch bei Teilzeit (z.B. durch Mindestarbeitszeiten), verpflichtende Einkommensberichte, um endlich mehr Einkommensgerechtigkeit zu schaffen
- Absicherung und Ausbau frauenspezifischer Maßnahmen im Bereich der Arbeitsmarktpolitik: Auch in Zukunft muss die Hälfte der AMS-Mittel für Frauenförderung verwendet werden, Ausbau längerfristiger Qualifikations- und Weiterbildungsmaßnahmen für Frauen in „nicht-typischen“ Berufen, Förderung von Frauenkompetenzen
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