AK NÖ Studie: Weniger Überstunden – mehr Jobs?
13. Dezember 2010 von adminalternative
162.000 NiederösterreicherInnen – rund ein Viertel aller ArbeitnehmerInnen in NÖ – leisten regelmäßig Überstunden. Mit 9 Überstunden/Woche liegen sie damit über dem Österreich-Schnitt von 8,5 Stunden wöchentlich.
In einer Studie vom Juli dieses Jahres („Überstunden und Beschäftigung“, AK NÖ) geht nun die AK NÖ der Frage nach, ob der Abbau von Überstunden zusätzliche Jobs schaffen kann und entsprechend ein adäquates Mittel darstellt, um auch in Krisenzeiten die Arbeitslosigkeit zu reduzieren.
Verteuerung von Überstunden schafft Arbeitsplätze
Würden – so die AK NÖ Modellberechnung – Überstunden durch eine Anhebung des Überstundenzuschlags von 50 auf 75 % verteuert werden, brächte diese Maßnahmen einen weitreichenden Beschäftigungseffekt, rechnet die AK vor:
Beispiel Handel: Angenommen wird eine Arbeitszeit von 38,5 Stunden/Woche und Mindestlohn. Leisten drei DienstnehmerInnen jeweils 9,6 Überstunden pro Woche*, kosten bei einem Überstundenzuschlag von 75 Prozent diese drei Arbeitsplätze dem Unternehmen genau so viel wie vier Vollzeitarbeitsplätze ohne Überstundenleistung.
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Beispiel Gastgewerbe: Angenommen wird eine Arbeitszeit von 40 Stunden/Woche und Mindestlohn. Leisten zwei DienstnehmerInnen jeweils 12,8 Überstunden pro Woche*, kosten bei einem gesetzlichen Überstundenzuschlag von 50 Prozent diese beiden Arbeitsplätze dem Unternehmen genau so viel wie zwei Vollzeitarbeitsplätze plus ein Teilzeitarbeitsplatz mit 25 Stunden pro Woche jeweils ohne Überstunden.
*tatsächlich geleisteter Durchschnittswert geleisteter Überstunden in den genannten Branchen laut Statistik Austria
Klar ist für die AK Niederösterreich allerdings auch, dass die Mindestlöhne deutlich steigen müssen: gerade in Niedriglohnbranchen müssen vielfach Überstunden geschoben werden, um überhaupt ein entsprechend existenzsicherndes Einkommen zu erzielen.
Weitere Forderungen der AK NÖ:
- Eine bessere Abgrenzung zwischen Normalarbeitszeit und Überstunden
- Gleiche Behandlung für bezahlte und nichtbezahlte Überstunden (Geld/Zeitausgleich)
- Eine kritische Hinterfragung der Durchrechnungszeiträume
- Ein Verbot von All-in Verträgen
- Verstärkte Kontrollen
Das „Reich der Freiheit“ vergrößern
So begrüßenswert positive Beschäftigungseffekte aus einer Arbeitszeitverkürzung – in diesem Fall über einen Abbau von Überstunden – auch sind. Es geht beim Kampf um kürzere Arbeitszeiten nicht nur darum ein Mehr an Jobs zu schaffen – es geht vor allem auch darum ein Mehr an selbstbestimmter Lebens- und Freizeit und damit ein Mehr an Lebensqualität zurückzugewinnen. Oder wie es schon bei Karl Marx heißt:
„Das Reich der Freiheit beginnt in der Tat erst da, wo das Arbeiten, das durch Not und äußere Zweckmäßigkeit bestimmt ist, aufhört; es liegt also der Natur der Sache nach jenseits der Sphäre der eigentlichen materiellen Produktion.“ (Das Kapital, Band III)
Und die Verkürzung der Arbeitszeit ist ein wesentlicher Schritt dorthin ..