Arbeitsklimaindex der AK OÖ: Lange Arbeitszeiten erschweren Vereinbarkeit von Beruf und Freizeit
11. September 2015 von adminalternative
Der aktuelle Arbeitsklimaindex 03/15 der AK Oberösterreich bestätigt einmal mehr: Wunsch und Wirklichkeit bei Arbeitszeiten klaffen auseinander. Insgesamt besteht ein Bedürfnis nach kürzeren Arbeitszeiten.
Seit Jahren liegt die durchschnittlich geleistete Arbeitszeit vollzeitbeschäftigter Arbeitnehmer_innen bei rund 42 Wochenstunden. 47 Prozent aller Vollzeitbeschäftigten müssen gelegentlich Überstunden leisten, 17 Prozent sogar häufig. Während Überstunden vor allem von Vollzeitbeschäftigten erbracht werden, liegt der Anteil der Teilzeitbeschäftigten, die häufig Mehrstunden machen müssen bei 9 Prozent.
Insgesamt arbeiten rund ein Viertel aller Beschäftigten mehr als 40 Stunden/Woche, jede/r Zehnte sogar über 45 Stunden. Lange Arbeitszeiten erschweren dabei nicht nur die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sondern gehen auch auf Kosten der gesundheitlichen Verfassung und des persönlichen Wohlbefinden. Im Arbeitsklimaindex heißt es dazu:
„Fast 40 Prozent der Beschäftigten mit häufigen Überstunden bezeichnen ihre work-life-balance als mittel bis schlecht. Auch atypische Arbeitszeitregelungen wie Schichtarbeit oder Arbeit auf Abruf behindern die Vereinbarkeit.“
Steigende Unzufriedenheit mit realen Arbeitszeiten
Besonders betroffen hinsichtlich langer Arbeitszeiten sind dabei Kraftfahrer_innen und Bauarbeiter_innen. Hier erbringen rund drei Viertel der Beschäftigten zumindest gelegentlich Überstunden. Ebenfalls deutlich über dem Schnitt mehr gearbeitet wird im Tourismusbereich: hier arbeiten Vollzeitbeschäftigte mit durchschnittlich 44 Wochenstunden überhaupt am längsten. „Kein Wunder, dass in dieser Branche die Zufriedenheit mit der Arbeitszeitregelung am geringsten ist.“ Wobei die Zufriedenheit mit den Arbeitszeitregelungen über alle Branchen und Berufsgruppen seit Jahren sinkt.
Vereinbarkeit Arbeit-Privatleben bei Alleinerzieherinnen am schwierigsten
Besonders schwierig stellt sich die Situation für alleinerziehende Mütter dar: nur 19 Prozent der Betroffenen gelingt eine problemlose Vereinbarkeit von Beruf und Familienlegen. Im Index heißt es dazu:
„Dass die Arbeitszeit von Männern und Frauen auseinanderklafft, ist bekannt. Geradezu paradox ist, dass Frauen mit Kindern weniger Stunden arbeiten, während Väter ihre Arbeitszeit sogar noch ausweiten – auf deutlich über 40 Stunden pro Woche.“
Dass lange Arbeitszeiten auch auf Kosten der Gesundheit gehen ist so weit bekannt. Kürzer Arbeitszeiten reduzieren mit die gesundheitliche Belastung: so geht es 39 Prozent der Beschäftigten die weniger als 38,5 Stunden arbeiten etwa sehr gut, allerdings schon nur noch 30 Prozent die mehr als 40 Stunden wöchentlich arbeiten.
Wunsch nach kürzeren Arbeitszeiten
Ebenfalls klar zum Ausdruck kommt der Wunsch nach kürzeren Arbeitszeiten: könnten sich die Beschäftigten ihre Arbeitszeiten selbst aussuchen, würde eine große Mehrheit von 60 Prozent am liebsten zwischen 35,1 und 40 Stunden wöchentlich arbeiten und nur 9 Prozent über 40 Stunden. Die Realität stellt sich anders und weicht vom Wunsch doch deutlich ab: denn „nur“ 48 Prozent arbeiten zwischen 35,1 und 40 Wochenstunden, aber 27 Prozent über 40 Wochenstunden. In Punkte Arbeitszeitverkürzung herrscht also dringender Handlungsbedarf. Damit Wünsche vielleicht doch einmal Wirklichkeit werden.