Arbeitsklimaindex März 2012: Arbeitszeiten – Vertrag und Wirklichkeit
12. März 2012 von adminalternative
Fast ein Drittel aller ArbeitnehmerInnen in Österreich arbeiten länger als vertraglich vertraglich vereinbart. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Arbeitsklimaindex (März 2012) der Arbeiterkammer Oberösterreich.
Mehr Arbeit als vertraglich vereinbart
Ein beträchtlicher Teil der österreichischen ArbeitnehmerInnen arbeiten mehr als 40 Wochenstunden: 14 Prozent der Beschäftigten leisten zwischen 40 und 45 Stunden wöchentlich, 10 Prozent mehr als 45 Wochenstunden. 48 Prozent der unselbständig Beschäftigten arbeiten zwischen 35,1 und 40 Stunden pro Woche.
Dabei arbeitet rund ein Drittel aller ArbeitnehmerInnen – nämlich 32 % – länger als vertraglich vereinbart. 2006 – vor der Krise – lag diese Zahl sogar bei 45 %, um 2009 – mitten in der Krise – auf knapp 30 % zu fallen. 2011 stieg die Anzahl jener ArbeitnehmerInnen, die länger als vertraglich vereinbart arbeiten – wieder auf 32 % an.
Zufriedenheit mit Arbeitszeiten
Sind auch alles in allem 75 % aller Unselbständigen mit dem Stundenausmaß ihrer Arbeit zufrieden (10 Prozent wünschen sich mehr, 15 Prozent weniger zu arbeiten), geht die Zufriedenheit bei jenen, die regelmäßig mehr als vertraglich vereinbart leisten müssen, doch drastisch zurück: Nur 8 % jener ArbeitnehmerInnen, die regelmäßig länger als vereinbart arbeiten müssen, sind mit der Arbeitszeit zufrieden. 18 Prozent wünschen sich kürzere, vertraglich vereinbarte Arbeitszeiten, 35 % wollen ein Aufstockung ihres vertraglich vereinbarten Ausmaßes an Arbeitsstunden!
Arbeitszeiten nach Berufen
Im Durchschnitt mehr als 40 Wochenstunden leisten Heeres- und Polizeibedienstete, ÄrztInnen, GeschäftsführerInnen und BauarbeiterInnen. Durchschnittlich weniger als 35 Stunden – aufgrund des hohen (weiblichen) Teilzeitanteils – arbeiten Reinigungskräfte, Büro- und Handelsangestellte, KinderbetreuerInnen und Beschäftigte in der Alten- und Behindertenpflege.
Österreich bleibt im EU-Vergleich bei Arbeitszeiten traurige Spitze
Während Vollzeitbeschäftigte im EU-Durchschnitt 39 Wochenstunden arbeiten, dauert eine Vollzeitarbeitswoche in Österreich durchschnittlich 41,9 Stunden. Eine klare Absage erteilt die Arbeiterkammer daher allen Begehrlichkeiten von Unternehmensseite, Die Wochenarbeitszeit für bestimmte Branchen zu verlängern. Überstunden, so die AK entstünden oft
„… aufgrund verfehlter Personalpolitik und schlechter Arbeitsorganisation. Das geht auf Kosten der Beschäftigten und der ganzen Gesellschaft. Denn: Überlange Arbeitszeiten und schlechte Arbeitsbedingungen machen kranke und kosten Arbeitsplätze.“
So wurden allein im 3. Quartal 2011 laut Eurostat 5,5 Millionen Überstunden geleistet – zu knapp einem Viertel unbezahlt. Die AK abschließend:
„Wir brauchen kürzere statt längere Arbeitszeiten. Das schafft Jobs und erhöht die Lebensqualität.“
Link: Arbeitsklimaindex 3/2012 der AK Oberösterreich. weiters u.a. zum Thema Arbeitsbedingungen von BerufskraftfahrerInnen, Arbeiten bis 60/65 und „Frauenberufe“- Flexible Arbeitszeiten – Niedriges Lohniveau