Arbeitslosigkeit in Österreich und Europa (I)

Die Verteilung von Arbeitszeit hat viel mit der Verteilung von Arbeit zu tun. Das Programm der Arbeitszeitverkürzung zielt direkt auf eine gerechte Verteilung von Arbeit, Zeit und Geld. Die jeweilige Standardisierung der Normalarbeitszeit – vor einem Jahrhundert von gut 80 Wochenarbeitsstunden zuerst auf 72 dann 60 gesenkt – nimmt direkten Einfluss auf die Zahl der Arbeitslosen und die Arbeitslosenraten.
Teil 1 der Darstellung der Rahmenbedingungen von „Arbeitslosigkeit und Arbeitslosenraten in Österreich und Europa“:

Arbeitslose

Seit Anfang der 80er Jahre ist die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen in Österreich dramatisch angestiegen. 1980 waren 53.161 Personen arbeitslos gemeldet, 2009 wurde mit 260.309 Personen der absolute Höchststand seit Ende des 2. Weltkrieges vermeldet.
Seit 1980 ist ein stetiger Anstieg der Arbeitslosen in Österreich zu beobachten. Die Entwicklung gestaltete sich nicht geradlinig, sondern verlief in fünf wellenförmigen Bewegungen. Die Ursache dafür waren ein sich veränderndes Wirtschaftswachstum, wobei eindeutig feststellbar ist, dass in Zeiten höheren Wachstums sich die Arbeitslosenzahl reduzierte und bei niedrigen bzw. negativen Wachstumsraten sie sich erhöhte.
Den höchsten Anstieg im betrachteten Zeitraum von 1980 bis 2009 war am Beginn in den Jahren 1980 bis 1983 festzustellen. Bedingt durch die damalige Rezession verdoppelten sich in dieser Periode die Arbeitslosenzahlen. Die Anzahl der Arbeitslosen stiegen bis zum Höhepunkt 1987 bis auf 164.000 Personen an, d.h. sie verdreifachten sich, danach fiel sie bis 1989 auf 149.000 Personen zurück. Die zweite Welle erreichte 1993 mit 222.000 Personen ihren Höhepunkt. Im Jahr darauf reduzierte sich die Zahl der Arbeitslosen jedoch nur um 7.000 auf 215.000 um dann 1998 den dritten Höhepunkt mit 238.000 Arbeitslosen zu erreichen.
In den Jahren 1998 bis 2000 wuchs die Wirtschaft im Durchschnitt um 3,5 %, gleichzeitig sank die Zahl der Arbeitslosen auf 194.000 ab. Der vierte Arbeitslosenhöchststand wurde 2005 mit über 252.000 Arbeitslosen registriert. In den folgenden Jahren reduzierte sich die Anzahl der Arbeitslosen kontinuierlich auf 212.000 um schließlich 2009 im Zuge der weltweiten Finanzmarktkrise auf über 260.000 Personen anzusteigen.

Arbeitslose Personen 1980 bis 2009

Arbeitslose Personen 1980 bis 2009


Seit vielen Jahren werden arbeitslos gemeldete Personen zur Absolvierung von Schulungen verpflichtet. Das hat den für die Statistik „erfreulichen“ Effekt, dass sie nicht mehr als Arbeitslose gezählt werden. 1998 waren 20.930 Personen in Schulung oder 8,8% der gemeldeten Arbeitslosen. 2009 waren bereits 64.063 Personen in Schulung, was einem Anteil von 24,6% an den Arbeitslosen entsprach. Innerhalb von zwölf Jahren hat sich somit die Anzahl der SchulungsteilnehmerInnen verdreifacht.
Werden die Arbeitslosen mit den Personen in Schulung addiert, so ergibt sich ein völlig anderes Bild. Für 1998 erhöhen sich dann die „wahren“ Arbeitslosen auf 259.000 Personen (plus 20.930). 2005 steigt diese Zahl erstmals über 300.000 Arbeitslose und schließlich wird 2009 der Höchststand mit 324.372 arbeitslosen Personen im Jahresdurchschnitt erreicht.
Vorgemerkte Arbeitslose und Personen in Schulungen

Vorgemerkte Arbeitslose und Personen in Schulungen


Im Durchschnitt waren 2009 die betroffenen Personen 98 Tage arbeitslos. 63,1 % der arbeitslos Gemeldeten waren kürzer als 3 Monate arbeitslos, 23,2 % zwischen drei und sechs Monate, 11,2 % zwischen sechs und zwölf Monaten und 2,6 % über zwölf Monate arbeitslos. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen (länger als zwölf Monate) ist deutlich gesunken. 1998 machte er noch knapp 16 % aus. Laut AMS waren 2009 15,6 % der Arbeitslosen bis 24 Jahre alt, 63 % zwischen 25 und 49 Jahren und der Anteil der über 50 Jährigen betrug 21,4 %.
Im Jahre 2009 waren 59 % der Arbeitslosen Männer, 41 % waren Frauen. Männer waren damit verstärkt durch Arbeitslosigkeit betroffen als ihrem Anteil an den unselbständig Beschäftigten von 52,9 % entspricht.
81,2 % der arbeitslos Gemeldeten waren österreichische StaatsbürgerInnen, 18,8 % waren AusländerInnen. Vergleichsweise mehr AusländerInnen wurden 2009 arbeitslos als ihr Anteil (12,8 %) an den unselbständig Beschäftigten ausmacht.
Nicht aber alle arbeitslosen Menschen sind von den Statistiken erfasst oder werden berücksichtigt. Arbeitslose im Krankenstand, solche mit Bezugssperre, Schul- und StudienabgängerInnen ohne Beschäftigung, Hausfrauen etc. würden die Anzahl der Arbeitslosen weiter erhöhen. Diese Gruppen sind einigermaßen gut statistisch erfassbar sie werden aber in den Arbeitslosenstatistiken nicht mitgezählt. Nicht exakt erfassbar ist hingegen die sog. Stille Reserve, das sind entmutigte Arbeitslose, die es aufgegeben haben sich am offiziellen Arbeitsmarkt zu melden bzw. überhaupt zu arbeiten.
Der Presse Journalist Josef Urschitz hat jüngst die Arbeitslosenzahlen vom März 2010 kommentiert und gemeint, dass es über den Daumen gepeilt wohl 550.000 bis 600.000 echte Arbeitslose gäbe.

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