ATX Unternehmen: Weniger Jobs, hohe Dividende – auch mitten in der Krise

Die Arbeiterkammer Wien hat die Ausschüttungspolitik der ATX Unternehmen – also der wichtigsten an der Österreichischen Börse notierten Unternehmen analysiert (AK Studie: „Der Dividendenreigen ist eröffnet – Eine Analyse der Ausschüttungspolitik der ATX Konzerne, Oberrauter/Wieser, Mai 2010). Das Ergebnis: die heimischen Paradeunternehmen werden ihren Aktionären im laufenden Jahr mindestens 1,8 Mrd. Euro ausschütten, obwohl die Gewinne im Krisenjahr 2009 um rund ein Drittel zurückgegangen sind und in allen ATX Unternehmen massiv Arbeitsplätze – nämlich 21.000 Jobs im In- und Ausland – abgebaut worden sind.

Top Unternehmen berücksichtigt

In die Analyse der AK sind jene ATX Unternehmen eingeflossen, die bis zum 30 April den Konzernjahresabschluss 2009 veröffentlicht haben. Dazu zählen u.a. die Andritz AG, die Erste Group Bank AG, die EVN AG, die Österreichische Post AG, die OMV, Raiffeisen International Bank Holding AG, RHI AG, Semperit AG Holding, die Strabag, der Verbund, die Telekom, Wienerberger und die Wiener Städtische.

Mindestens 1,8 Mrd. für AktionärInnen

Während in den untersuchten ATX-Unternehmen der Beschäftigtenstand 2009 um 5 % (minus 18.400 Jobs im In- und Ausland, in allen ATX Unternehmen insgesamt bereits erwähnte rund 21.000 Jobs) auf 350.000 MitarbeiterInnen gesunken ist, die Gewinne um fast ein Drittel (nämlich 31 %) von rund 6 Mrd. auf knapp mehr als 4 Mrd. Euro zurückgegangen sind, sind Ausschüttungen in Höhe von 1,8 Mrd. Euro bereits beschlossen bzw. geplant. Damit liegt das Ausschüttungsvolumen im Krisenjahr 2010 deutlich über dem Niveau des Jahres 2007 (1,6 Mrd. Euro), einem Boomjahr.

Ausschüttungsquoten steigen kräftig

Die Ausschüttungsquote steigt markant von 27 % im Jahr 2007 auf knapp 45 % für das Jahr 2010: der erwirtschaftete Gewinn fließt also fast zur Hälfte direkt an die AktionärInnen. Die Hälfte der untersuchten ATX-Unternehmen weist deutlich steigende Ausschüttungsquoten auf. Angeführt wir die Dividendenhitparade von Der Telekom, gefolgt von der Post und vom Flughafen Wien. Bis auf zwei Verlustunternehmen (Intercell, Wienerberger) und den Feuerfestkonzern RHI haben alle ATX Unternehmen Ausschüttungen geplant. Das Ausschüttungsvolumen aller ATX Konzerne wird im Lauf des Jahres auf geschätzte insgesamt 2 Mrd. Euro anwachsen. Hier eine Auswahl an Unternehmen:

Post AG: Die Österreichische Post AG hat eine Dividende von 100 Mio. Euro (1,5 Euro pro Aktie) beschlossen. Die Ausschüttungsquote liegt mit 127 Prozent fast drei mal höher als de Durchschnitt der ATX Unternehmen, die fast 45 % des Gewinns ausschütten.

Telekom: Für 2009 erzielt die Telekom zwar einen Konzerngewinn von nur 95 Mio. Euro, schüttet allerdings enorme 330 Mio. Euro an die AktionärInnen aus! Langfristig schadet diese Ausschüttungspolitik der Unternehmensentwicklung: Die mäßigen Konzernergebnisse der letzten Jahre gepaart mit hohen Ausschüttungen haben dazu geführt, dass die Eigenkapitalquote heuer unter 20 % gesunken ist – damit liegt die Telekom im unteren Viertel aller ATX Unternehmen. Insgesamt haben von 2007 bis 2009 über 1.000 bzw. 6 % der Vollzeitarbeitskräfte ihren Arbeitsplatz verloren.

Verbund: Der Energieversorger hat trotz Rückgangs beim Konzerngewinn um rund 5 % auf über 750 Mio. Euro die Ausschüttung einer Sonderdividende beschlossen: die knapp über 300 Mio. Stückaktien erhielten zur Dividende von einem Euro zusätzlich 0,25 Euro pro Aktie. Das Ausschüttungsvolumen beläuft sich somit auf über 385 Mio. Euro, davon rund 200 für das Finanzministerium.

Die AK fordert, dass die erwirtschafteten Gewinne für den Fortbestand des Unternehmens bzw. Investitionen eingesetzt werden. Es ist unverantwortlich, dass viele ArbeitnehmerInnen um die Sicherung und den Erhalt der Arbeitsplätze bangen und Investitionen zurückgestellt werden, während Aktionäre mit satten Dividenden belohnt werden.

Kommentar zu „ATX Unternehmen: Weniger Jobs, hohe Dividende – auch mitten in der Krise“

  1. Wolfgang sagt:

    Beim Verbund freut sich ja besonders der Staat als Mehrheitsaktionär. Zahlen müssen das die Endkunden :-/.

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