Community Nursing


UG-Arbeitsgruppe Pflege, Gesundheit und Soziales

ein Beitrag von GeSoPfle, der Arbeitsgruppe für Gesundheit, Soziales und Pflege der UG

Die aktuellen Pflegereform-Vorhaben der Grünen im Nationalrat und der Regierung sollen nicht nur Verbesserungen innerhalb traditioneller Pflege-Strukturen bewirken (z.B. durch mehr Personal, mehr Ressourcen, bessere Bezahlung und spürbare Anerkennung der MitarbeiterInnen), sondern das Angebot ‚Pflege‘ grundlegend neu gestalten. Im Zentrum dieser Neuausrichtung des Pflege- und Unterstützungs-Angebots steht Community Nursing.

Als UG-Arbeitsgruppe ‚Gesundheit, Soziales, Pflege‘ sind wir sehr daran interessiert, die Planung einer Gemeinwesen orientierten Organisation der Unterstützungsleistungen für Menschen mit Pflegebedarf zu fördern und zu einer sinnvollen Umsetzung beizutragen. Wir haben uns daher mit Community-Nursing-Konzepten auseinandergesetzt.

Manche dieser Konzepte (Sozialraum-Orientierung, Person-Centered-Planning etc.) können sowohl die Qualität der Pflege und Unterstützung, als auch die Selbstbestimmung der betroffenen Menschen entscheidend verbessern – sie können aber auch als Feigenblatt für Ressourcen-Kürzungen und Verlagerung ins Private missbraucht werden.

Und hier sehen wir unseren möglichen Beitrag als UG-Arbeitsgruppe: Uns bei der Entwicklung des Community Nursing Konzepts einzubringen, und dabei darauf zu achten, dass Beschäftigungsstandards nicht unterlaufen werden, echte Teamarbeit möglich wird und Fachkräfte aus mehreren Berufsgruppen beteiligt sind. Unserer Meinung nach sollte ‚Pflege‘ nicht zum ‚Management‘ der Tätigkeit angelernter, schlecht bezahlter Kolleg*innen verkommen, sondern als kompetente Behandlung von Menschen in deren sozialem Umfeld (Community) praktiziert werden. Und Sozialarbeiter*innen sollten ihr professionelles Wissen ins Community Nursing einbringen: Gemeinwesenarbeit und Förderung der Partizipation der Menschen in der Community sind Arbeitsweisen der Sozialen Arbeit und sollten Teil des Community Nursing sein. Darüber hinaus werden Sozialarbeiter*innen bei der Bearbeitung von sozialen Problemen aller Art gebraucht – denn Pflegebedarf ist kein isoliertes Phänomen, sondern sehr oft mit weiteren unerfüllten Bedürfnissen verbunden.

Ende vorigen Jahres haben wir an einer Fachtagung zur Pflegereform teilgenommen und anschließend mit weiteren Kolleg*innen aus der UG darüber diskutiert.

Hier einige Beiträge:

  • In der derzeitigen Pflege-Arbeit werden psychosoziale Aspekte viel zu wenig beachtet; im Community Nursing besteht die Chance, dies zu ändern, vorausgesetzt, die Teams sind entsprechend zusammengesetzt und es besteht die Möglichkeit umfassender Aus- und Weiterbildungen.
  • Pflege wird zu eng gedacht, es braucht ein breiteres Verständnis von Pflege. Nicht nur alte Menschen sind davon betroffen, auch Kinder und Erwachsene mit Behinderungen können in jedem Alter darauf angewiesen sein. Besonders in diesen Settings werden Angehörige und Einrichtungen mit der Problematik der pflegerischen Versorgung allein gelassen. Das muss sich ändern!
  • Unterstützung, Begleitung und Betreuung im Alltag sind für Menschen mit Pflegebedarf, insbesondere mit Demenzerkrankungen, unverzichtbar. Auf diese zeitintensive und anspruchsvolle Arbeit darf in der Diskussion nicht vergessen werden.
  • Auch die persönliche Assistenz muss in diesem Bereich mitgedacht werden. Zur Zeit ist sie nicht in die Konzepte einbezogen, aber, ähnlich wie die 24 Stunden Betreuung, oft mit schlechter Bezahlung und besonderen Herausforderungen konfrontiert.
  • Durch die im Raum stehende Unterfinanzierung der Pflege (selbst wenn genug Personal vorhanden ist, stellt sich die Frage der Finanzierung) besteht die Gefahr der Verlagerung in den privaten Raum. Das Konzept des Sozialraums ist als grundsätzlicher Ansatz sehr zu begrüßen, darf allerdings nicht dazu verwendet werden, die Pflegeverantwortung auf Angehörige, Nachbar*innen und Freiwillige zu übertragen. Diese Verschiebung würde einmal mehr zu einer Mehrbelastung von Frauen führen.
  • Qualifizierte Pfleger*innen sollen Pflegehilfsmittel selbst verordnen können und nicht auf ärztliche Verordnungen angewiesen sein.
  • Fort- und Weiterbildung müssen sich lohnen. Es muss die Möglichkeit sinnvoller Weiterbildungen geben, die zu höherer Qualifikation führen. Damit muss ein Mehr an eigenverantwortlicher Tätigkeit verbunden sein.
  • Pflege darf nicht losgelöst betrachtet werden, sondern als ein Puzzelstück des Ganzen. Mit der Fokussierung auf Pflege im engeren Sinn besteht die Gefahr, dass es zu einer weiteren Zerstückelung kommt. Aus unterschiedlichen, multiprofessionellen Blickwinkeln muss wahrgenommen werden, was Menschen brauchen, um selbstbestimmt zu leben. Gefordert ist ein klares Konzept der multiprofessionellen Zusammenarbeit.
  • Community Nursing kann in schon bestehenden Systemen wie Tageszentren, Psychosozialen Zentren oder Primärversorgungszentren – je nach Angebotsstruktur im jeweiligen Bundesland – verankert werden.

Die Diskussion wird selbstverständlich fortgesetzt und wir sind an weiteren Beiträgen, die wir in unsere Beratungsarbeit einbeziehen können, interessiert!

 

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