Der SWÖ Abschluss ist erfolgt und viele sind enttäuscht
1. April 2020 von auge/ug
Noch vor einiger Zeit war man guter Dinge, die Medien, Betroffenen auf Seiten der Beschäftigten. Die Chance eine Arbeitszeitverkürzung im Sozial-, Gesundheits-, und Pflegebereich durchzusetzen, war noch nie so groß. Viele waren mit Einsatz dabei, sei es bei den diversen Protestmaßnahmen, Streiks usw. Dann kam Corona. Schon das Versammlungsverbot und die damit in Zusammenhang stehende Demoabsage war der erste Dämpfer. Bald sollte sich jedoch herausstellen, es kommt noch schlimmer.
Die Krise ist mittlerweile überall, Kündigungen werden ausgesprochen, Kurzarbeit angeordnet, Rettungspakete geschnürt. Im Sozial-, Gesundheits-, und Pflegebereich wird gearbeitet. Selbst für die erprobten Menschen, die es gewohnt sind, sich Krankheiten auszusetzen und ein Risiko einzugehen, sind die derzeitigen Arbeitsbedingung höchst belastend. Keine Rettungspakete in Sicht, keine Unterstützung durch politisch Verantwortliche, sondern ganz im Gegenteil Einsparungsankündigungen machen die Runde. Weniger Geld soll es geben, weniger Förderungen!
Dies erzeugt Druck, Druck einem Angebot zuzustimmen, das keines ist. (hier gehts zum Abschluss der KV-Verhandlungen)
Dieser Abschluss ist unverantwortlich gegenüber den Beschäftigten, die auch jetzt, unter Einsatz ihrer eigenen Gesundheit, ihre unverzichtbare Arbeit im Dienste der Gesellschaft leisten. Seit Jahren wissen wir, dass die Beschäftigten unterbezahlt sind. Seit Jahren wissen wir, dass wir unmenschliche Arbeitsbedingungen haben. Dieser Abschluss verbessert nichts. Weder die Einkommen – die Unterbezahlung zu anderen Brachen wird sogar größer, noch die Arbeitsbedingungen – eine Stunde Arbeitszeitreduktion bedeutet Leistungsverdichtung, die wir Beschäftigten uns selber zahlen, weil es in diesem Jahr nicht einmal eine Inflationsanpassung gibt. Alle Verantwortlichen sind dringend aufgefordert, dieses Ergebnis zu korrigieren! Wir brauchen adäquate Einkommen, von denen man Leben kann, und verbesserte Arbeitsbedingungen. Und wir brauchen gerade jetzt die u.a. für solche Situationen vorgesehene Schmutz- und Erschwerniszulage (SEG Zulage) in allen Bereichen.
Und was jetzt?
Austreten aus den Gewerkschaften, wie es so manche fordern? Als Protest gegen den Abschluss? Nein, das kann es nicht sein!
Die Gewerkschaft stärken, jetzt erst Recht beitreten, um den kritischen Stimmen Gewicht zu verleihen, nur das kann unsere Antwort sein – „join the union, change the union“!
Unsere Antwort: den Kampf nicht beenden – dran bleiben, heißt es gerade jetzt.
Stefan Taibl, Betriebsrat PSZ GesmbH und Vertreter der AUGE/UG im KV-Gremium der Sozialwirtschaft