Ein paar Zahlen, Daten, Fakten zur Lage der Beschäftigten im Sozial- und Gesundheitsbereich


Heute und morgen finden österreichweit Warnstreiks im privaten Sozial- und Gesundheitsbereich statt. Die Kollektivvertragsverhandlungen sind bekanntlich gescheitert, das Angebot der Arbeitgeberseite sowohl hinsichtlich der Lohnsteigerungen als auch der geforderten Arbeitszeitverkürzung inakzeptabel.

Warum sind die Forderungen nach Arbeitszeitverkürzung und höheren Lohnabschlüssen gerade im Sozial- und Gesundheitsbereich mehr als berechtigt? Dazu ein paar Zahlen, Daten, Fakten aus dem Einkommensbericht des Rechnungshofs aus dem Jahr 2016 (Zahlen aus 2015).

  • Im Gesundheits- und Sozialbereich insgesamt arbeiteten 2015 300.110 Menschen. Der Frauenanteil ist besonders hoch und liegt bei 78 Prozent (Durchschnitt alle Branchen: 47 Prozent). Der private Gesundheits- und Sozialbereich umfasst rund 100.000 Beschäftigte.
  • Das durchschnittliche Bruttojahreseinkommen lag 2015 im Sozial- und Gesundheitsbereich bei brutto 22.303 Euro/Jahr. Damit liegt der Sozial- und Gesundheitsbereich auf einem der hinteren Plätze, nämlich auch Platz 13 von 18! Dabei sind bei diesen Zahlen die öffentlich Bediensteten noch gar nicht herausgerechnet. Würden nur die Beschäftigten im privaten Sozial- und Gesundheitsbereich berücksichtigt, würde die Branche wohl noch um einige Ränge zurückfallen. Der Sozial- und Gesundheitsbereich ist also tendenziell ein Niedriglohnbereich. Das Durchschnittsjahreseinkommen über alle Branchen gerechnet lag übrigens bei brutto 26.678 Euro/Jahr.
  • Das niedrige Jahreseinkommen ist dabei insbesondere auch dem hohen Teilzeitanteil im Sozialbereich geschuldet. Rund 60 Prozent der Beschäftigten im Sozial- und Gesundheitsbereich arbeiten Teilzeit! Das ist absolute Spitze unter allen Branchen. Durchschnittlich sind 34 Prozent der ArbeitnehmerInnen Teilzeit beschäftigt.
  • Die hohe Teilzeitquote mit dem entsprechend niedrigeren Einkommen im Sozial-und Gesundheitsbereich hat natürlich massive Auswirkungen auf die soziale Absicherung im Fall von Arbeitslosigkeit oder Alter. Niedrige Erwerbseinkommen setzen sich in niedrigen Arbeitslosengelder bzw. Pensionen fort. Von Altersarmut betroffen sind insbesondere Frauen. So bezogen Frauen 2016 eine durchschnittliche Pension von 923 Euro/monatlich (Männer: 1.474 Euro), bei einer Armutsgefährdungsschwelle (Ein-Personen-Haushalt) von 1.185 Euro/Monat. (Quelle: Statistik Austria)
  •  Aber auch ganzjährig Vollzeitbeschäftigte im Sozial- und Gesundheitsbereich verdienen unterdurchschnittlich. Ihre Einkommensposition unter den Branchen insgesamt verbessert sich nur um einen Rang auf Platz 12 von 18. Ganzjährig Vollzeitbeschäftigte im Sozial- und Gesundheitswesen erzielten 2015 ein durchschnittliches Jahresbruttoeinkommen von Euro 36,492. Der Durchschnitt unter den ArbeitnehmerInnen insgesamt lag bei 39.812 Euro.

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Die Forderung nach einer Arbeitszeitverkürzung würde nicht nur Teilzeiteinkommen im Verhältnis zur neuen, verkürzten Vollzeit finanziell aufwerten, sie würde insgesamt die Einkommen im Sozial- und Gesundheitsbereich erhöhen. Verbunden mit einer überdurchschnittlichen Lohnerhöhung könnte die Einkommenslücke zum Branchenschnitt bzw. zu den anderen Wirtschaftsbereichen verkleinert werden und den privaten Sozial- und Gesundheitssektor aus dem Niedriglohnbereich holen und den Beschäftigten endlich Einkommen und Arbeitsbedingungen entsprechend dem Mehrwert, den sie für die Gesellschaft erbringen, sicherstellen.

Die öffentliche Hand hat die entsprechenden Mittel – z.B. aus einer solidarischen Erbschaftssteuer – für soziale Berufe, Pflege und Betreuung sicherzustellen. Wir können uns schlichtweg den Status eines Steuerparadieses für die Reichsten nicht mehr leisten. Einmal mehr gilt:

Her mit der der Sozialmilliarde – denn Soziale Arbeit ist einfach mehr wert!

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