Grüner Pass mit Impfung, kann das sein?
1. März 2021 von auge/ug
Vera Koller, Vorsitzende der Unabhängigen GewerkschafterInnen im ÖGB
In einem weiteren Austausch von UG Betriebsrät*innen und Personalvertreter*innen zum Thema Impfen haben wir über den derzeitigen Stand diskutiert. Belegschaftsvertretungen sind mit vielen Fragen konfrontiert und spielen eine wichtige Rolle in der Aufklärung bei Verunsicherungen und der Vermittlung von Fakten. Auch wenn sich immer mehr Beschäftigte impfen lassen wollen, gibt es viele Fragestellungen und Unklarheiten. Für Arbeitnehmer*innenvertreter*innen ist es wichtig, konkrete Informationen zur Hand zu haben, nicht nur zu den Impfstoffen an sich, sondern auch zum Ablauf, Möglichkeiten der betrieblichen Impfungen usw.
Ständige Veränderungen in der Impfstrategie und der Zeitpläne tragen nicht zur Beruhigung der Situation bei.
Wichtig ist: Impfen muss freiwillig bleiben. Viele wollen sich sowieso impfen lassen und diese freiwillige Bereitschaft wäre durch eine Verpflichtung eher gefährdet. Solange nicht genügend Impfstoff für alle zur Verfügung steht, kann es auch keine Differenzierung in Geimpfte und Ungeimpfte geben. Den letzte Vorschlag des Bundeskanzlers zu einem grünen Impfpass sehen wir als nicht angebrachte Bevorzugung in der derzeitigen Situation.
Selbst wenn das Impfen für alle Willigen möglich ist, wird es Gruppen geben, für die eine Impfung nicht in Frage kommt. Nicht nur weil sie sich aus unterschiedlichsten Gründen nicht impfen lassen wollen, sondern weil eine Impfung aus dem derzeitigen Stand der Wissenschaft nicht möglich ist. Dies kann für Menschen mit vielfachen Allergien, Schwangere und Autoimmunkranke gelten. Dh auch wenn viele von uns schon geimpft sind, ist es notwendig diese Gruppen zu schützen. Auch für diese Betroffenen muss es möglich sein, am normalen Leben teilzuhaben.
Ein gemeinsames Verantwortungsgefühl wird es daher noch länger brauchen und bestimmte Schutzmaßnahmen uns noch länger begleiten. Außerdem braucht es eine faire globale Verteilung des Impfstoffes.
Darüber hinaus werden wir wachsam verfolgen, dass durch die momentanen Notwendigkeiten keine generellen Veränderungen unserer gesundheitlichen Rechte eintreten. Corona ist mit anderen Krankheiten nicht zu vergleichen. Zukünftiges winterliches Maskentragen zur Vermeidung von Grippe oder sonstigen Infekten, Vorlage des Impfstatus um zu verreisen, Nachweise gegenüber Arbeitgeber*innen über negative Testungen usw. müssen mit dem In den Griff kriegen der Corona Pandemie der Vergangenheit angehören.