KünstlerInnen bestreiken Ausbeutung

Modell des Guggenheim-Museums in Abu Dhabi

Es ist ja nicht so, dass sie nichts zu verlieren hätten, dennoch entschlossen sich bislang mehr als 130 Kunstschaffende, das Guggenheim-Museum in Abu Dhabi zu boykottieren:  Sie wollen ihm keine eigenen Werke für Ausstellungen leihen oder verkaufen. Damit wollen sie gegen die ausbeuterischen, menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen  auf der Baustelle des Museums protestieren, weiss die taz zu berichten.

In manchen Fällen kann sogar von Zwangsarbeit gesprochen werden,

schrieb die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch bereits 2009 in einem Beitrag über Ausbeutung und Missbrauch der tausenden südasiatische GastarbeiterInnen, die die „Insel des Glücks“ mit ihren vier Museen, einem Zentrum für darstellende Künste, einer Filiale der New York University, Golfplätzen, Hotels sowie exklusiven Wohnanlagen errichten sollen.

Der ausführliche Bericht spricht von bis zu 12-Stunden-Arbeitstagen unter  extremen klimatischen Bedingungen, wie hoher Luftfeuchtigkeit und Temperaturen von mehr als 38° Celsius. Die ArbeiterInnen müssen bis zu 4.100 Dollar für einen Arbeitsplatz an ihre „Agentur“ bezahlen – das bis zu 4-fache eines durchschnittlichen Jahreseinkommens in ihrem Heimatland, –  finanziert durch Verwandtschaft, Kredite und Verkauf ihres Landes und ihrer Häuser. Das Visum ist an den Arbeitgeber gebunden, die Reisepässe von diesen eingezogen. Die ArbeiterInnen haben keine Möglichkeit, bessere Lohn- oder Lebensbedingungen einzufordern, da die Gesetzgebung der Vereinigten Arabischen Emirate grundlegende Rechte, wie auf die Gründung von Gewerkschaften, Tarifverhandlungen oder Streik, nicht schützt.

Die Museen und die NYU sollen darauf bestehen, dass ihre Entwicklungspartner vor Ort die grundlegenden Rechte der Arbeitnehmer garantieren. Wenigstens die Erstattung der gesetzeswidrigen Vermittlungsgebühren, offizielle Verträge in ihrer Muttersprache noch vor ihrer Ankunft sowie das Recht auf Streik und Tarifverhandlungen sollen gewährleistet sein,

forderte Human Rights Watch bereits vor einem Jahr. Offenbar verhallte dieser Ruf ungehört …

Die KünstlerInnen verlangen nun eine Entschädigung der ArbeiterInnen. Außerdem müsse ein unabhängiger Beobachter eingestellt werden, um die Arbeitsbedingungen vor Ort öffentlich zu machen.

Dass sich die KünstlerInnen damit selbst existenziell gefährden können, liegt auf der Hand: Guggenheim ist einer der wichtigsten Player im Kunstbetrieb. Umso höher ist diese geübte Solidarität einzuschätzen … – bravo, danke, vor den Vorhang!

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