OECD-Studie belegt hohe Arbeitsbelastung in Österreich


Der OECD-Beschäftigungsausblick 2014 –die aktuelle OECD-Untersuchung über arbeitsmarktpolitische Entwicklungen im OECD-Raum stellt der Beschäftigungsqualität in Österreich kein gutes Zeugnis aus. Werde das Arbeitsumfeld in Österreich nicht verbessert, drohen „erhöhte Burnout-Raten, Depressionen und andere stressbedingte physische uns psychische Krankheiten.“

Der Beschäftigungsausblick 2014 misst erstmals auch die Qualität der Arbeitsplätze. Die maßgeblichen Kriterien dafür: Einkommenshöhe und -ungleichheit; Arbeitsplatzsicherheit und soziale Absicherung im Falle des Arbeitsplatzverlustes; schließlich die Qualität des Arbeitsumfeldes.

Relative hohe Arbeitsplatzsicherheit …

Und um die Qualität ist es nicht wirklich gut bestellt. Im Gegensatz zum offiziellen Österreich, das sich stets an der „Spitze“ der Welt wähnt, wenn es um arbeitsmarktpolitische Kennzahlen geht, verortet die OECD Österreich gerade einmal im Mittelfeld. Ist es auch um die Arbeitsplatzsicherheit und den sozialen Schutz im Falle von Arbeitslosigkeit in der Alpenrepublik besser gestellt, als in den meisten anderen OECD-Staaten (bei der Arbeitsplatzsicherheit nimmt Österreich Platz 6 unter den OECD-Staaten ein), fällt die vermeintliche Insel der Seligen bei der  Qualität des Arbeitsumfeldes weit zurück und belegt gerade einmal Platz 27 von 32.

Arbeitsqualitaet_250… aber hohe Arbeitsbelastung

Liegt Österreich bei „Arbeitsressourcen“ wie Selbstbestimmung, Weiterbildungsmöglichkeiten und guten sozialen Beziehungen noch im Mittelfeld, drücken die „hohen Arbeitsanforderungen“ das Ergebnis dann deutlich nach unten. Vor allem hoher Zeitdruck und lange Arbeitszeiten wirken hier besonders belastend. Spitzenplätze in Puncto Qualität des Arbeitsumfeldes nehmen einmal mehr die skandinavischen Länder – wie Schweden, Norwegen, Finnland und Dänemark – aber auch Australien und Neu Seeland ein. Ähnlich schlecht wie in Österreich ist es auch in der BRD um die Arbeitsplatzqualität bestellt, deutlich hinter Österreich liegen – wie nicht wirklich anders zu erwarten – die Krisenländer Griechenland, Portugal, aber auch Ungarn, Polen und selbst Frankreich.

Neu ist der Befund nicht: bereits im  vorjährigen „Better Life Index“ der OECD erreichte Österreich gerade einmal 5,9 Punkte und lag somit im unteren Drittel. Dänemark kam dagegen auf 9,8 von möglichen 10 Punkten.

Interessant auch: keinen Zusammenhang kann die OECD zwischen der Qualität der Arbeitsplätze und Arbeitslosigkeit sehen. Wer also auf eine sozial- wie arbeitsrechtliche Verschlechterung von Jobs zur Bekämpfung von Arbeitslosigkeit setzt – wie vielfach in krisengeschüttelten Staaten aber auch Resteuropa geschehen – liegt also falsch. Wie nicht zuletzt die Empirie dramatisch belegt.

„Wenig überrascht“ von den Ergebnissen der OECD-Studie zeigt sich im STANDARD der AK-Arbeitsrechtsexperte Christoph Klein, diese würden sich mit den Einschätzungen der AK decken. Schließlich arbeiten „Österreicher … im internationalen Vergleich länger  und mehr unfreiwillige Überstunden“ machen. Erschrecken viele Menschen würden außerdem, so Klein weiter, wegen psychischer Belastungen in Krankenstand gehen.

Arbeitszeitverkürzung Gebot der Stunde

Umso überraschender, dass AK und ÖGB nicht Sturm gegen die geplante Arbeitszeitausweitung bei Gleitzeit auf bis zu 12 Stunden täglich gelaufen sind, sondern – im Gegenteil – dieses auch noch in bester sozialpartnerschaftlicher Manier mitverhandelten. Trotz massiver Widerstände – gerade auch in Arbeiterkammern und Gewerkschaften. Wo es doch tatsächlich Druck und Aktivitäten in Richtung einer umfassenden Arbeitszeitverkürzung und zur Eindämmung des Überstundenunwesens bräuchte, um Lebensqualität auch am Arbeitsplatz zurückzugewinnen. Als eine Maßnahme gegen steigenden Arbeitsdruck und Burnout-Gefährdung.

Derzeit liegen die Verhandlungen zum  12-Stunden-Arbeitstag bei Gleitzeit auf Eis. Sie können allerdings jederzeit wieder aufgenommen werden. Umso wichtiger, aufmerksam zu bleiben und den Druck auf eine Arbeitszeitverkürzung und die damit gerechtere Verteilung von Arbeit und Freizeit zu erhöhen. Zum Beispiel durch eine Unterstützung unserer parlamentarischen BürgerInneninitiative für den 7-Stunden- Arbeitstag. Ganz einfach mit einer online-Unterschrift auf der Webseit des Parlaments

Links:

STANDARD-Artikel: „Job-Druck in Österreich im Vergleich enorm“

OECD-Beschäftigungsausblick 2014: Ländernotiz Österreich

OECD-Beschäftigungsausblick 2014 (inkl. Kurzzusammenfassung auf Deutsch)

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