Offener Sonntag als Ausnahme?


Vera Koller, Landessprecherin der AUGE/UG Wien und Juristin

Die Sozialpartner haben sich auf eine Sonntagsöffnung im Handel geeinigt. Diese soll einmalig und nur durch die pandemiebedingte Situation begründet, zugelassen werden. Mit ein Beweggrund der Sozialpartner sich auf eine Öffnung zu verständigen, war wohl die Befürchtung die Landeshauptleute würden die Öffnung ansonsten einfach ohne Einigung verordnen. Weitere Begründungen dafür sind, durchaus nachvollziehbar. Die Beschäftigten im Handel haben während der Lockdowns viel Geld verloren. Kurzarbeit, weniger Überstunden und Zuschläge all das hat zu geringeren Löhnen geführt. Es ist daher auch im Sinne der Beschäftigten ihnen durch den offenen Sonntag eine zusätzliche Verdienstmöglichkeit zu schaffen.

Aber, bei all dem Verständnis, bleiben Zweifel der Einzigartigkeit. Auch die Einkaufssamstage entwickelten sich von der Ausnahme zur Regel. Auch, dass es schon einmal eine Öffnung an Sonntagen während der Austragung der Fußball-Europameisterschaft gegeben hat, mag nicht wirklich zu beruhigen. Ein Großereignis wie dieses hat sich seitdem nicht wiederholt, Weihnachten kommt bekanntlich jedes Jahr aufs Neue.

Kommentar zu „Offener Sonntag als Ausnahme?“

  1. Armin Kraml sagt:

    Die Kolleg:innen (im Handel) in einer weiterführenden Gewerkschaftsausbildung sind nicht nur besorgt über diese Unterschrift der Gewerkschaft für diesen Sonntag, sie befürchten einen „Dammbruch“. Den was wäre die nächste „Ausnahmesituation“ in den kommenden Jahren? Wie haben sich die Einkaufszeiten im Handel entwickelt? Zuerst war es ein Samstagnachmittag, dann generell der Samstag offen. Es folgten verlängerte Öffnungszeiten am Abend und der 8.12. Nun ist der Sonntag dran! Vielleicht gleich 24/7 offen, weil man eh „flexibel“ sein sollte. 1) werden wir alle nicht mehr Geld ausgeben können, weil es längere Öffnungszeiten gibt(so sozial sind die anderen Arbeitgeber:innen nicht, dass sie mir mehr Geld geben, weil ich den Handel unterstützen möchte ) 2) Betrifft es in der Regel im Handel Frauen, welche jetzt schon Mehrfachbelastungen ausgesetzt sind 3) ist es gewerkschaftliches Ziel eine Reduktion der Arbeitszeit und Entschleunigung der Arbeitswelt zu erreichen und nicht das Schaffen zusätzlicher prekärer Arbeitsverhältnisse in einer Branche, welche jetzt schon nicht die besten Arbeitsbedingungen hat 4) wundern wir uns, weil der Organisationsgrad in dieser Branche sehr übersichtlich ist( das mag auch noch an andere Bedingungen hängen). Hier wäre das Wort „Solidarität“ wohl das, was den Kolleg:innen in dieser Branche zeigen würde, dass wir die Arbeitsbedingungen und Arbeitszeiten für nicht in Ordnung halten. 5) der aktuelle KV-Abschluss im Handel zeigt ganz klar die Wertschätzung der Arbeitgeber:innen (und a Trinkgeld bekommt man im Handel nur sehr selten) Das was bleibt, ist ein definitives NEIN ZUR SONTAGSÖFFNUNG ….und die uneingeschränkte Solidarität mit den Kolleg:innen!

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