Sneakergate
21. April 2021 von auge/ug
Vera Koller, Arbeiterkammerrätin der AUGE/UG und Vorsitzende der Unabhängigen GewerkschafterInnen
Der neue Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein trägt Sneakers.
Dieses kleine Detail im Auftritt des „Neuen“ sorgt für mächtig Gesprächsstoff. Nicht mehr Mücksteins Profession, seine Erfahrung, sein Können oder sonstige für sein Ministeramt notwendigen Eigenschaften werden analysiert, sondern einzig und allein sein Styling.
Wie eine Diskussion aus einer anderen Zeit durchlebt Österreich, vor allem in den sozialen Medien, aber auch bis hin zu Quatitätsmedien, den Diskurs über die Auswirkungen der Kleidung. In Deutschland hat man diese Aufregung schon vor etlichen Jahrzehnten überwunden. Nicht in Österreich. Dabei kommt nicht nur aus konservativen Kreisen Kritik, sondern auch aus durchaus fortschrittlich zu wertenden.
Unangebracht als Minister, respektlos gegenüber dem Amt sind nur einige der geäußerten Kritikpunkte. Allerdings ist das so?
Mitten in der Pandemie, für die meisten im dritten Lockdown, an einem Punkt an dem wir einen durchsetzungsstarken, profunden Gesundheitsminister brauchen, diskutiert Österreich über Schuhe.
„Die Schuhe des Ministers“
Nimmt der Herr Minister sein Amt womöglich nicht ausreichend ernst?
Vielleicht sei zur allgemeinen Entspannung auf ein kleines, möglicherweise beruhigendes Indiz zu verweisen: Herr Minister Mückstein ist ein Mann der Praxis und für diejenigen, die noch nie etwas mit dem Gesundheitsbereich zu tun hatten, sei hier angemerkt: Menschen aus dem Gesundheitsbereich tragen überwiegend während ihrer Tätigkeit keine Sakko-Schlüpfer sondern Turnschuhe, einfach weil es für mehr Bodenhaftung und Bequemlichkeit während der doch sehr anstrengenden Tätigkeit sorgt. Jeder der durch dieses Tragen zu wenig Ernsthaftigkeit für die Politik vermutet, kann sich vielleicht damit trösten, dass jemand aus der Praxis weiß, worauf es in der Pandemie ankommt. Und für diejenigen, denen das noch zu wenig ist: das Tragen von Anzugsschuhen hat nicht immer dazu geführt, dass damit auch gute Politik gemacht wird.