UNDOK – Anlaufstelle für undokumentiert Arbeitende eröffnet!

Unter dem Motto „Arbeit ohne Papiere, aber nicht ohne Rechte!“ wurde heute in Wien die Anlaufstelle zur gewerkschaftlichen Unterstützung undokumentiert Arbeitender (UNDOK) offiziell eröffnet (s. Aviso). Ab sofort können undokumentiert Arbeitende in den Räumlichkeiten des ÖGB kostenlos und anonym unterstützende Beratung in mehreren Sprachen in Anspruch nehmen.

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Sandra Stern, UNDOK, AK-Präsident Rudi Kaske, Zoheir S., ehemals undokumentiert Arbeitender, Andreas Huss, Gew. Bau-Holz

Das neue Beratungs- und Unterstützungsangebot richtet sich an Menschen ohne entsprechende Aufenthalts- und/oder Arbeitspapiere. Fremdenrecht und Ausländerbeschäftigungsgesetz verwehren oder beschränken MigrantInnen den regulären Zugang zum Arbeitsmarkt. Dadurch werden Menschen in informelle Sektoren gedrängt und müssen oft undokumentiert arbeiten. Die soziale und rechtliche Diskriminierung undokumentiert Arbeitender macht diese nicht nur erpressbar und überausbeutbar, sie führt auch dazu, dass sozial- und arbeitsrechtliche Standards unterlaufen werden. Denn ArbeitgeberInnen nutzen die prekäre Situation dieser KollegInnen häufig aus: Exzessive Arbeitszeiten, Löhne weit unterhalb kollektivvertraglichem Niveau, Lohnbetrug, Kündigung im Fall von Krankheit, Unfall oder Alter sowie sexuelle und andere körperliche Übergriffe stehen an der Tagesordnung. ArbeitgerberInnen unterlaufen arbeits- und sozialrechtliche Standards, was letztlich eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen von undokumentierten KollegInnen und damit eine Schwächung der Position aller ArbeitnehmerInnen bedeutet.

UNDOK-Vorstandsmitglied Evelyn Probst:

Die meisten wissen gar nicht, dass auch undokumentiert Arbeitenden grundlegende Rechte zustehen. Sozialversicherungsgesetze, Arbeitsrecht und Kollektivverträge gelten aber für alle ArbeitnehmerInnen.

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Sozialminister Rudolf Hundstorfer, Evelyn Probst, UNDOK-Vorstand

Für Betroffene ist es ohne Hilfe oft unmöglich, diese Rechte durchzusetzen, darüberhinaus hinsichtlich ihres Aufenthaltes nicht ganz ohne Risiko. UNDOK bietet deshalb kostenlose Einzelfallberatung und Hilfe bei der Rechtsdurchsetzung an, will aber gleichzeitig die Selbstorganisation von undokumentiert Arbeitenden in Hinblick auf die Durchsetzung ihrer Rechte unterstützen.

UNDOK ergänzt fremdenrechtliches Know-how von NGOs durch arbeits- und sozialrechtliche Kompetenzen der ArbeitnehmerInnenvertretungen.
Zoheir S., der erste von der Anlaufstelle unterstützte Kollege,
betonte die Wichtigkeit dieser Kooperation zwischen den
Interessensvertretungen:

Mein Arbeitgeber hat mich nicht bezahlt. Passiert ist erst etwas mit Hilfe der Gewerkschaft

Karin Jovic, Mitarbeiterin der Anlaufstelle:

„Die soziale und rechtliche Diskriminierung undokumentiert Arbeitender führt auch dazu, dass sozial- und arbeitsrechtliche Standards unterlaufen werden, was letztlich eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen und eine Schwächung der Position aller Beschäftigten bedeutet.

Deshalb sei die Eröffnung der neuen UNDOK-Anlaufstelle nicht nur ein wichtiger Schritt zum besseren Schutz undokumentiert Arbeitender, sondern trage gleichzeitig zur Verbesserung der Situation aller ArbeitnehmerInnen bei.

Die UNDOK-Anlaufstelle ermöglicht einen niederschwelligen Zugang für Betroffene. Sie fungiert als Schnittstelle zwischen NGOs in der Beratung von MigrantInnen, Betroffenen von Menschenhandel und AsylwerberInnen einerseits und Interessenvertretungen der ArbeitnehmerInnen andererseits.

Zu den Aktivitäten der UNDOK-Anlaufstelle zählen:

  • kostenlose, mehrsprachige Information und Beratung zu arbeits- und sozialrechtlichen Fragen im Kontext aufenthaltsrechtlicher Bestimmungen;
  • Unterstützung bei der Geltendmachung vorenthaltener Ansprüche aus undokumentierten Arbeitsverhältnissen (Lohn, Urlaubsgeld, Überstunden, Krankengeld …);
  • Workshops für undokumentierte KollegInnen zur Aufklärung über eigene Rechte;
  • Förderung der gewerkschaftlichen (Selbst-)Organisierung undokumentierter ArbeitnehmerInnen;
  • Vernetzung zwischen Gewerkschaften, Arbeiterkammer, NGOs, Communitys und AktivistInnen in dem Bereich;
  • Fortbildungsangebote für MultiplikatorInnen;
  • Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit zur Verbesserung der Situation von undokumentierten KollegInnen.

UNDOK ist eine Kooperation von Gewerkschaften (GBH, GPA-djp, PRO-GE, vida), der Arbeiterkammer Wien, der ÖH Bundesvertretung, NGOs sowie selbstorganisierten MigrantInnenorganisationen und antirassistischen AktivistInnen (auch AUGE/UG und UG sind Mitglieder :-)) und wird vom Bundesministerium für Arbeit, Soziales und KonsumentInnenschutz (BMASK) sowie dem Wiener ArbeitnehmerInnenförderungsfonds (waff) gefördert.

UNDOK-Beratungszeiten:
Mo 9:00 – 12:00
Mi 15:00 – 18:00
Termine außerhalb der Öffnungszeiten sind nach Vereinbarung möglich.

Adresse:
ÖGB (Catamaran): Lift D, 1. Stock, Raum 1913
Johann-Böhm-Platz 1, 1020 Wien
Tel.: 0043 (0)1 53444 -39040
office@undok.at – www.undok.at
Weiterführende Materialien:

Broschüre Arbeiten ohne Papiere, …aber nicht ohne Rechte
Arbeits- und sozialrechtliche Ansprüche von MigrantInnen bei undokumentierter Arbeit, (aufenthaltsrechtlichen) Gefahren im Falle ihrer Durchsetzung

Frequently Asked Questions (FAQs): Arbeitsmarktzugang für AsylwerberInnen

Berichte und Publikationen von PICUM (Platform for International Cooperation on Undocumented Migrants) in verschiedenen Sprachen

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