Wiener Sozialbericht 2010 (I): Bevölkerungsstruktur, Bildungsgrad, Arbeitsmarkt und Beschäftigung – einige Zahlen, Daten, Fakten

Im Dezember 2010 wurde der erstmalig ein „Wiener Sozialbericht“ präsentiert. Der „Wiener Sozialbericht 2010“ gibt einen Überblick über die Kernleistungen der sozialen Unterstützungen und die Höhe der jeweils eingesetzten Steuermittel in Wien, aber auch über die soziale Lage der in Wien lebenden Menschen. Hier einige ausgewählte Zahlen, Daten und Fakten.

Bevölkerungsstruktur und -entwicklung in Wien (in Klammer: Vergleich Österreich)

Altersstruktur

Im Jahr 2010 waren von 1,700,295 (8,396.760) in Wien (Österreich) lebende Menschen …

  • … 14,3 % (14,8 %) jünger als 15 Jahre
  • … 63,2 % (62,1 %) 15 bis 59 Jahre
  • … 22,3 % (32,1 %) 60 Jahre und älter.

Für 2030 wird geschätzt, dass von rund 1,9 Mio. (9 Mio.) WienerInnen (ÖsterreicherInnen) …

  • … 15,1 % (14,2 %) jünger als 15 Jahre
  • … 58,4 % (54,8 %) 15 bis 59 Jahre
  • … 26,6 % (31 %) 60 Jahre und älter.

Staatsangehörigkeit

2009 waren ein Fünftel (20,1 %) der Wiener Wohnbevölkerung nicht im Besitz der österreichischen StaatsbürgerInnenschaft. Von den rund 338.000 WienerInnen mit ausländischer Staatsangehörigkeit waren (Auswahl)…

  • … 110.000 Personen EU-BürgerInnen
  • … 73.200 Menschen aus Serbien und Montenegro
  • … 41.130 TürkInnen
  • … 11.511 BürgerInnen afrikanischer Staaten

Bildungsstand der WienerInnen (ÖsterreicherInnen)

Bildungsstand (Höchster Bildungsabschluss) der Wiener Bevölkerung zwischen 25 und 64 Jahren (2007):

Männer:

Pflichtschule: 15 % (13 %)
Lehre: 38 % (52 %)
BMS (Berufsbildende mittlere Schule): 6 % (8 %)
Höhere Schule (BHS, AHS): 20 % (14 %)
Hochschulverwandete Lehranstalten (PädAk, FH ..): 1 % (1 %)
Universität, Hochschule: 20 % (11 %)

Frauen:

Pflichtschule: 24 % (24 %)
Lehre: 23 % (30 %)
BMS: 13 % (18 %)
Höhere Schule: 21 % (15 %)
Hochschulverwandte Lehranstalten: 3 % (4 %)
Universität, Hochschule: 16 % (9 %)

Arbeitsmarkt/Beschäftigung in Wien

Entwicklung von „Standardbeschäftigung“ und „neuen Beschäftigungsformen“ 1999 bis 2008 (Wien)

Der Anteil der „Standardbeschäftigung“ – d.s. Versicherungspflichtige unselbständige Voll- und Teilzeitarbeitsverhältnisse – an allen unselbständigen Beschäftigungsverhältnissen ist seit dem Jahr 2000 von 94 % auf 90 % im Jahr 2008 gefallen. Die Anzahl unselbständig „Standardbeschäftigter“ ist von 772.976 (1999) bis 2008 auf 756.506 gefallen, um bis 2008 – im Vergleich zu 1999 leicht – auf 789.251 Personen zu steigen.

Der Anteil „neuer Beschäftigungsformen“ – d.s. Freie DienstnehmerInnen, geringfügig Beschäftigte, geringfügig freie DienstnehmerInnen – ist dagegen seit 1999 deutlich gestiegen, wenn auch in % aller unselbständig Beschäftigten glücklicherweise – zumindest noch – relativ klein. Erschreckend ist allerdings das rasante Wachstum bei diesen „atypischden“ Arbeitsverhältnissen: Sie haben sich von 47.966 (1999), über 76.533 (2005) auf 86.489 Personen (2008) fast verdoppelt.Insgesamt waren/sind Frauen von neuen Beschäftigungsformen deutlich stärker betroffen (1999: 19.350 Männer/28.616 Frauen, 2008: 36.303 Männer/50.186 Frauen).

Teilzeitquote

Die Teilzeitquote in Wien unterscheidet sich mit 23,1 % (2008) nur gering von der gesamtösterreichischen (23,3 %). Auffallend ist die verhältnismäßig hohe Teilzeitquote von 12,3 % (Österreich: 8,1 %) von Männern. Wiener Frauen weisen im Vergleich zu Männern mit 35,2 % eine wesentlich höhere Teilzeitquote auf, liegen allerding um rund 6 % unter dem Österreichschnitt (41,5 %).

Dominierende Dienstleistungen, rückgängiger Produktionssektor, unbedeutender primärer Sektor

Während in Österreich rund 65 % der Beschäftigten im „tertiären“ Sektor – also im Dienstleistungssektor – beschäftigt sind, trifft dies in Wien auf 82 % der Beschäftigten zu. Während die Beschäftigung im Dienstleistungssektor in Wien seit 1999 um 7,5 % zugenommen hat, ist jene im „sekundären“ Sektor – dem Produktionssektor – um 25 % zurückgegangen. Der „primäre“ Sektor – also Landwirtschaft, Bergbau, Forstwirtschaft – ist mit rund 1.000 Beschäftigungsverhältnissen verschwindend klein uns spielt hinsichtlich des Arbeitsmarkts – für eine Großstadt ohnehin nahe liegend – praktisch keine Rolle.

Geschlechtsspezifische Verteilung der Arbeit in Wien (2002)

Insgesamt wird in Wien 58 % der Arbeit insgesamt von Frauen erbracht (Männer: 42 %). Bezahlte Arbeit wird allerdings zu 60 % von Männern geleistet (40 % Frauen), während unbezahlte Arbeit zu 81 % von Frauen erledigt wird (19 % Männer).

Entwicklung der Arbeitslosigkeit in Wien (Österreich)

Von 1999 bis 2006 ist die Arbeitslosenrate in Wien kontinuierlich von 8,1 % (6,7 %) auf 9,3 % (6,8 %) angestiegen („Register- bzw. nationale Arbeitslosenquote“, entspricht dem beim AMS vorgemerkten Arbeitslosen im Verhältnis zum Arbeitskräftepotenzial – d.s. unselbständig Beschäftigte und vorgemerkte Arbeitslose). Von 2006 bis 2009 ist sie auf 8,5 % (7,2 %) leicht gefallen.

In absoluten Zahlen: 1999 waren durchschnittlich 68.385 Arbeitslose vorgemerkt und zusätzlich 7.565 in Schulung, 2009 waren 73.052 Personen als arbeitslos gemeldet und 22.810 Arbeitslose in Schulungen. Die Arbeitslosigkeit erreichte mit rund 95.500 betroffenen Menschen beinahe wieder die Höchststände der Jahre 2005 und 2006.

Hinsichtlich der Geschlechter sind Männer von Arbeitslosigkeit verhältnismäßig stärker betroffen als Frauen: so sind sechs von zehn Arbeitslosen männlich. Die Arbeitslosenquote bei Männern stieg von 2000 bis 2004 mit plus 3,4 % höher als jene der Frauen (1,8 %), fiel allerdings bis 2008 auch wieder stärker ab (Männer: minus 2,4 %, Frauen: minus 1,6 %).

Jungendarbeitslosigkeit

Die Anzahl der arbeitslosen Jugendlichen (unter 25 Jahre) stieg von 1999 (Männer: 7,4 %, Frauen: 8.0 %) bis 2005 kontinuierlich an (Männer: 12,8 %, Frauen: 8,2 %) ging bis 2008 wieder leicht zurück (Männer: 10,8 %, Frauen: 7,3 %) um im Krisenjahr 2009 (Männer: 12,7 %, Frauen: 8,5 %)wieder annähernd die traurigen Rekordwerte von 2005 zu erreichen. Die Arbeitslosigkeit junger Männer liegt um 20 % über der Gesamtarbeitslosenquote der Männer, die Arbeitslosigkeit um 15 % über jener der Frauen.

Altersarbeitslosigkeit

Die Arbeitslosenquote bei den über 50-jährigen WienerInnen („Altersarbeitslosenquote) war im jahr 1999 mit 13,3 % um mehr als fünf Prozent über der Gesamtarbeitslosenquote (Männer: 14,3 %, Frauen: 11,8 %). Verlief die Entwicklung der „Altersarbeitslosigkeit „ bis 2003 noch unregelmäßig, fiel sie seit damals bis 2008 kontinuierlich (Tiefststand von 8,5 %, Männer: 10,3 %, Frauen: 6,3 %), um im Krisenjahr 2009 bei den Männern wieder leicht zu steigen (Altersarbeitslosenquote gesamt 8,8 %, Männer: 10,9 %, Frauen: 6,2 %).

Langzeitarbeitslosigkeit

In Wien waren 2009 53.222 Personen von Langzeitarbeitslosigkeit (d.s. Personen, die länger als 365 Tage oder länger als 180 Tage innerhalb des beobachteten Kalenderjahres arbeitslos gemeldet sind). Die Lanzeitarbeitslosenquote (= Anteil der Langzeitarbeitslosen an den von Arbeitslosigkeit betroffenen) ist in Wien wesentlich höher als in Österreich. Seit 2004 hat sich diese Quote in Wien von 36,7 % (Österreich: 21 %) auf 24,9 % (18,7 %) im Jahr 2009 reduziert.

Linktipp: Wiener Sozialbericht 2010

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