Kurz und bündig: Einige Zahlen, Daten, Fakten und Mythen rund um Arbeitsmarkt, Arbeitslosigkeit und Ursachen

Logo_AL_KampagneWarum steigt die Arbeitslosigkeit so stark?

Mit Ausbruch der Wirtschaftskrise 2008 stieg die Arbeitslosigkeit stark an. Damals steuerte die Regierung mit öffentlichen Ausgaben und Kurzarbeit dagegen und die Arbeitslosigkeit konnte eingedämmt werden. 2012 verpflichteten sich alle EU-Staaten vertraglich zu Ausgabenkürzungen („Fiskalpakt“), um die u.a. wegen der Bankenrettung gestiegen Staatsschulden abzubauen. Wenn aber alle Staaten, Länder und Gemeinden gleichzeitig sparen, gibt es weniger öffentliche Aufträge für Unternehmen, dafür aber mehr Arbeitslose und geringere Steuereinnahmen. So haben wir mehr und mehr Arbeitslosigkeit, für deren Bekämpfung immer weniger Geld da ist. Ein Teufelskreis! Sparen führt nur noch tiefer in die Krise. Der Weg aus der Krise führt über sinnvolle und zielgerichtete Investitionen!

Mehr dazu im Beitrag Und was tun? Wege aus der Arbeitslosigkeit
Arbeit in der Krise
2008 waren in Österreich 212.000 Menschen arbeitslos gemeldet. 2012 waren 260.600 Personen von Arbeitslosigkeit betroffen. Anfang 2016 lagen die Arbeitslosenzahlen schon über der 450.000er-Marke. Von 2008 bis 2014 gingen 69.000 Vollzeitjobs verloren. Zuwächse gibt es nur im Teilzeit-Bereich (plus 182.000). Deutlich zugenommen haben sozial schlecht abgesicherte „prekäre“ Arbeitsverhältnisse wie geringfügige Beschäftigung (+ 68.000) und „neue“ Selbständigkeit (+ 7.500). Besonders betroffen von dieser Entwicklung: Frauen.
Quellen: Statistik Austria, AMS, BMASK
Mehr dazu im Beitrag Und raus bist Du?
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Ist die Unterstützung für Arbeitslose zu hoch?

„Arbeitslosengeld und Mindestsicherung sind zu hoch. Da bleiben Arbeitslose lieber zuhause, statt sich einen Job zu suchen“, behaupten rechtsgerichtete PolitikerInnen und UnternehmerInnen gerne.  Das ist Unsinn! Erstens: BezieherInnen von Arbeitslosengeld (ALG) und Mindestsicherung (BMS) können angebotene Jobs nicht einfach ablehnen. Zweitens: Die staatlichen Unterstützungen sind niedriger als man glaubt. ALG und BMS liegen statistisch deutlich unter der Schwelle zur Armutsgefährdung. Drittens: Das Arbeitslosengeld leistet gerade in der Krise einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung der Wirtschaft. Denn die Betroffenen geben es aus und sparen es nicht. Eine Kürzung würde den Konsum schwächen und zu noch mehr Arbeitslosigkeit führen – und damit das genaue Gegenteil dessen bewirken, was uns konservative BesserwisserInnen einreden wollen.
Und hier zum Vergleich, wer tatsächlich wie viel bekommt:
Einkommen_ALMehr dazu im Beitrag Und was tun? Wege aus der Arbeitslosigkeit
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Kann der Staat überhaupt was gegen Arbeitslosigkeit tun?
„Der Staat schafft keine Arbeitsplätze, nur die Wirtschaft“, heißt es immer wieder. Das stimmt nicht. Im Gegenteil: Öffentliche Investitionen können zehntausende Jobs schaffen! Drei Beispiele: 500 Mio. Euro mehr für Kinderbetreuung schaffen Beschäftigung für 27.000 Menschen. 1 Mrd. Euro für soziale Dienste (z. B. Pflege) bringen bis zu 25.000 Arbeitsplätze zusätzlich, vor allem für Frauen. 1 Mrd. Euro für den Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel schaffen 16.000 bis 17.000 Jobs. Das kostet zwar Geld, bringt dem Staat zugleich aber mehr Steuereinnahmen und Pensionsbeiträge. Und reduziert Ausgaben für Arbeitslosigkeit und Pensionszuschüsse aus dem Budget.
Quellen: WIFO, AK
Und wie öffentliche Investitionen finanziert werden können:
Zu einem guten Teil finanzieren sich Investitionen von selbst. Je höher die Beschäftigung, desto geringer die Ausgaben für Arbeitslosigkeit und desto höher die Steuereinnahmen. Außerdem profitieren von öffentlichen Investitionen in Bildung, Soziales und Klimaschutz auch kommende Generationen. Wer hier spart, spart auf Kosten der Zukunft unserer Kinder! Zusätzliche Investitionen lassen sich auch über höhere Vermögenssteuern finanzieren. Sie wären nur gerecht: Derzeit leisten Reiche und Millionenerben in Österreich nur einen geringen Beitrag zum Steueraufkommen. Vermögenssteuern, auf den EU-Durchschnitt angehoben, brächten Mehreinnahmen von über 4 Mrd. Euro – sozial garantiert treffsicher.
Mehr dazu im Beitrag Und was tun? Wege aus der Arbeitslosigkeit
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Schafft Arbeitszeitverkürzung  Arbeitsplätze?

Bislang hat noch jede Arbeitszeitverkürzung mehr Arbeitsplätze geschaffen. Beispiel Frankreich: Mit Einführung der 35-Stunden-Woche entstanden dort rund 350.000 neue Jobs. In der deutschen Metallindustrie sicherte und schuf die 35-Stunden-Woche von 1985 bis 1992 mindestens 1 Mio. Arbeitsplätze. In Österreich würde eine 35-Stunden-Woche laut WIFO-Studie  84.000 bis 113.000 Jobs schaffen. Eine Halbierung der 270 Mio. jährlich geleisteten Überstunden, brächte über 30.000 neue Jobs. Zusätzlich bringt eine Arbeitszeitverkürzung eine gerechtere Verteilung von Arbeit zwischen Voll- und Teilzeit und somit auch zwischen Männern und Frauen.
Quellen: WIFO, WSI, AK, Universität Wien
Mehr dazu im Beitrag Und was tun? Wege aus der Arbeitslosigkeit
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Gefährden Flüchtlinge unsere Jobs?

So eigenartig es klingt: Flüchtlinge bringen sogar mehr Wachstum und Beschäftigung, wie Wirtschaftsprognosen zeigen. Je besser wir die Herausforderungen meistern, umso mehr Jobs können entstehen. Für Flüchtlinge ist es tatsächlich extrem schwierig, eine Arbeit zu bekommen. Eine Arbeitserlaubnis gibt es erst, wenn sie „Asylstatus“ haben.  Aber auch dann bleiben genug Hürden: die Sprache, die Anerkennung von Ausbildungen, die Qualifikationen. Integration erfolgt aber weitgehend über Arbeit. Und sie ist notwendig, damit geflüchtete Menschen sich selbst erhalten können, Steuern und Abgaben zahlen, ihren Beitrag zur Gesellschaft leisten können etc. Mit einer engagierten Politik ist es möglich, dass alle, die arbeiten wollen, auch eine Arbeit bekommen. Zu unser aller Wohl!
Quellen: WIFO, IHS, OeNB
Mehr dazu im Beitrag Und was tun? Wege aus der Arbeitslosigkeit und im Beitrag It’s the economy von Markus Koza in der Zeitschrift Arbeit und Wirtschaft des ÖGB und AK.
Quelle: WIFO, IHS, OeNB
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Arbeitslosigkeit_BildungsstandArbeitsmarkt: Hauptsache schnell vermittelt?
Die österreichische Strategie, Arbeitslose möglichst schnell wieder in Beschäftigung zu bringen – egal, wie schlecht bezahlt oder unsicher diese auch ist – ist gescheitert. Nach durchschnittlich 1,6 Jahren stehen die Betroffenen wieder beim AMS, im Fall schlecht ausgebildeter Menschen sogar bereits nach sieben Monaten. Andere Länder sind dazu übergegangen, Zeiten der Arbeitslosigkeit für echte Bildung und Qualifikation zu nutzen. Die Menschen sind dann zwar länger weg vom Arbeitsmarkt – was angesichts der hohen Arbeitslosigkeit kein Drama ist – kehren aber nach zwei bis drei Jahren deutlich besser ausgebildet auf diesen zurück: Sie erhalten höhere Löhne und werden seltener arbeitslos.
Mehr dazu im Beitrag Und was tun? Wege aus der Arbeitslosigkeit
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Deshalb fordert die AUGE/UG:

 

  • Arbeit FAIRteilen. Arbeitszeit FAIRkürzen – in Richtung 30-Stunden-Woche. Mit einem gerechten Lohn- und Personalausgleich
  • Arbeitslosengeld und Notstandshilfe „armutsfest“ machen
  • Vermögenssteuern einführen, Sparauflagen lockern, damit Bund, Länder und Gemeinden wieder investieren können
  • Jobs durch Investitionen in Bildung, Soziale Dienste, Klimaschutz, umweltfreundliche Mobilität und Infrastruktur schaffen
  • Neue Wege in der Arbeitsmarktpolitik: Rechtsanspruch auf Bildung und Qualifikation, Ausbau langfristig angelegter Bildungs- und Integrationsangebote sowie sozial-ökonomischer Projekte, Einrichtung einer Arbeitslosenanwaltschaft zur Beratung und Vertretung Arbeitsloser
  • Flüchtlinge rasch in den Arbeitsmarkt integrieren: Wer hier lebt, soll auch arbeiten dürfen.

Mehr dazu im Beitrag Und was tun? Wege aus der Arbeitslosigkeit

Unser Folder: Und raus bist Du? Arbeitslosigkeit bekämpfen … nicht Arbeitslose

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