Sozial Global, Wien: Änderungskündigungen vorerst zurückgenommen! Einigung erzielt!

Betriebsversammlung der Sozial Global – Belegschaft, 7. März 2011, Wiener Rathaus

Durch den gemeinsamen Druck von Gewerkschaft, Betriebsrat und den Beschäftigten hat die SOZIAL GLOBAL AG die Meldung von 385 Kündigungen beim AMS  vorerst einmal zurückgenommen. Verhandlungen zwischen Betriebsrat, Gewerkschaft und Arbeitgeberseite fanden statt. Tatsächlich kam es zu einer Einigung, die allerdings empfindliche Einkommenseinbussen für die Beschäftigten beinhaltet, wenn auch bei weitem nicht in dem Umfang, wie ursprünglich seitens der Geschäftsführung geplant. Es bleibt allerdings ein schaler Beigeschmack: Wird es künftig Schule machen, dass über-KV-bezahlte ArbeitnehmerInnen einmal „gekündigt“ werden, um Druck auf Lohnkürzungen machen zu können? Und was sind die „Lehren“ welche die öffentlichen Fördergeber daraus ziehen? Den BAGS KV noch stärker als Lohndruckmittel gegenüber Vereinen einsetzen, wo noch Über-BAGS-KV bezahlt wird? Wir werden weitere Entwicklungen genau beobachten – und wir müssen wachsam sein und uns auf noch härtere Verteilungs- und Arbeitskämpfe vorbereiten müssen. Denn die Budgets von Länder und Kommunen werden nicht größer – und damit der Druck auf die Beschäftigten stärker!

zum Weiterlesen: Was geplant war, welche Proteste es gab, sowie zwei Kurzfilme zur Betriebsversammlung.

Sozial Global: 385 Änderungskündigungen drohen!

Betriebsversammlungen am 23. und 24. Februar. Gewerkschaft Vida fordert Rücknahme der Änderungskündigungen – Heftige Kritik von Betriebsrat und Gewerkschaft an Management.

Unterstützungserklärung auf der VIDA-Homepage: Jetzt unterschreiben! Wir sagen NEIN zu den Änderungskündigungen bei Sozial Global!


Aufruf zur öffentliche Betriebsversammlung mit Gästen (jedenfalls nähere Infos auf der Vida-Homepage verfolgen!):
am 7. März um 10 Uhr
vorraussichtlich Friedrich-Schmidt-Platz hinter dem Rathaus

Kurzfilme zur Betriebsversammlung:

Akzeptieren 385 MitarbeiterInnen eine massive Kürzung ihrer Einkommen nicht, werden sie mit 1. April 2011 gekündigt. „Änderungskündigung“ wir so was genannt. 385 Beschäftigte – das sind fast die Hälfte der MitarbeiterInnen bei Sozial Global. Betroffen sind jene MitarbeiterInnen, die vor dem 1. Juli 2004 bei Sozial Global begonnen haben, informiert die Gewerkschaft vida und für die der BAGS-Kollektivvertrag noch keine Gültigkeit hatte, deren Entlohnung sich noch nach einer hausinternen Betriebsvereinbarung richtet. Drei Viertel der Betroffenen sind mehr als 10 Jahre im Betrieb, 375 der 385 beim AMS zur Kündigung vorangemeldeten Beschäftigten sind Frauen, mehr als die Hälfte dabei älter als 50 Jahre.


Auf der Homepage der Gewerkschaft Vida weiter:

„Rund 90 Prozent sind ArbeiterInnen, ihr durchschnittlicher Nettolohn inklusive Sonntags- und Erschwerniszulagen liegt bei 1.300 Euro (Jahresvierzehntel).

Einschnitte bei langjährig Beschäftigten nur der erste Schritt

Einkommenskürzungen von mehr als zehn Prozent, die das Unternehmen mithilfe der Änderungskündigungen durchdrücken möchte, können diese Beschäftigten nicht verkraften“, sagt vida-Bundesfachgruppensekretärin Michaela Guglberger. Die Einschnitte bei den langjährig Beschäftigten sollen zudem nur der erste Schritt sein. Auch den nach Juni 2004 eingestellten Beschäftigten, die im Wesentlichen nach dem BAGS-Kollektivvertrag entlohnt werden, droht eine Entgeltkürzung.“

Unternehmen unter direktem SPÖ-Einfluss

Die Sozial Global AG, einer größten Anbieter von Pflege- und Betreuungsleistungen in Wien gehört dabei dem Verein „Sozial Global, Verein für soziale Dienstleistungen“, wobei die Vereinsvorsitzende die Ferauensekretärin der SPÖ Wien, Nicole Krotsch ist. Thomas Stöger , Landesgeschäftsführer der Gewerkschaft Vida:

„Gewerkschaft und Betriebsrat haben sich faire Verhandlungen über etwaige Einsparungen erwartet und einen wertschätzenden Umgang mit den Beschäftigten. Doch stattdessen wird den langjährigen MitarbeiterInnen das letzte Hemd ausgezogen – und das in einem Unternehmen unter dem direkten Einfluss der Wiener SPÖ-Frauen.“.

KIV/UG und AUGE/UG: Kritik an Gemeinde Wien und FSW

Seitens der AUGE/UG und der KIV/UG – sie stellt die Betriebsratsmehrheit im Fonds Soziales Wien – sind allerdings auch die – neuerdings – rot-grüne Stadtregierung und der FSW gefordert. „Sozial Global arbeitet schließlich im Autrag der Stadt Wien und steht durch diese finanzielle Abhängigkeit unter Kontrolle der Wiener Stadtregierung und des mit der Auftragsvergabe beautragten Fonds Soziales Wien (FSW). Stadt Wien und FSW können sich nicht aus der Veranworung stehlen,“ kritisiert etwa Christine Rudolf politische Sekretärin der KIV/UG und Arbeiterkammerätin der AUGE/UG in Wien in einer Presseaussendung. „In Sonntagsreden erklärt die Wiener Stadtregierung gerne, wie sozial ihre Politik ist. Offensichtlich gilt das nicht für die überwiegend weiblichen Beschäftigten im Sozial- und Gesundheitswesen. Der Sozialbereich – und gerade die Pflege im ambulanten Bereich – gehören ohnehin zum Niedriglohnsektor, wo es angesichts des gesellschaftlichen Mehrwerts, der hier geschaffen wird, eine deutlich finanzielle Aufwertung bräuchte! Wer bei Löhnen und Gehältern im Sozialbereich kürzt, leistet ‚working poor‘ – gerade bei Frauen – Vorschub! Diese neoliberale Politik gegenüber den Beschäftigten ist inakzeptabel!“

Solidarität kommt auch vom KIV/UG-Zentralbetriebsratsvorsitzenden im FSW, Andreas Richter-Huber, Zentralbetriebsratsvorsitzender des FSW: „Wir erklären uns solidarisch mit den KollegInnen von Sozial Global … Wir sind empört über das rücksichtslose Vorgehen gegen die KollegInnen bei Sozial Global. Die Rechte der BetriebsrätInnen müssen ohne Einschränkung eingehalten werden … Wir sprechen uns klar gegen eine Politik von Lohndumping aus, wie sie die Aktiengesellschaft Sozial Global hier mit dieser ethisch fragwürdigen Praxis der Änderungskündigungen betreibt. Wir fordern sowohl von Heinisch-Hosek – als Frauenministerin und SP-Frauenvorsitzende – als auch von Sozialminister Hundstorfer eine Stellungnahme zu diesen Praktiken im Gesundheits- und Sozialbereich in Wien“, bekräftigt Richter-Huber einmal mehr, dass die Politik eine Verantwortung für die Arbeits- und Einkommensbedingungen im Gesundheits- und Sozialbereich hat.

AUGE/UG und KIV/UG fordern entsprechend – wie auch die vida – die sofortige Rücknahme der Änderungskündigungen und eine wirklich soziale Beschäftigungspolitik der Stadt Wien und der vom FSW beauftragten Vereine und Unternehmen.

Kritik am Management

Heftige Kritik kommt von Betriebsrat und Gewerkschaft am Management, von „Freunderlwirtschaft, Fehlinvestitionen und Fehlplanungen“ ist da die Rede:

Dass ehemalige Vorstände Familienangehörige mit Aufträgen versahen, wird ebenso angeprangert wie teure Fehlinvestitionen. So wurde eine neue Telefonanlage samt teurer Lizenzen und Wartungsleistungen gekauft und nach sechs Monaten wieder abmontiert.

Auf massive Kritik stößt zudem, dass die Geschäftsleitung nichts gegen teure und unproduktive Fehlplanungen unternimmt. „Das Unternehmen würde von einer besseren Dienstplangestaltung profitieren. Weniger Wegzeiten bedeuten weniger Nicht-Leistungszeit und mehr Einnahmen, weil in derselben Zeit mehr KlientInnen betreut werden könnten“, hält die Vorsitzende des ArbeiterInnen-Betriebsrates, Leopoldine Frühwirth fest. Doch als Betriebsrat und Gewerkschaft die Geschäftsleitung vergangene Woche auf die Einsparungsmöglichkeiten durch eine bessere Dienstplangestaltung aufmerksam machten, hieß es von Seiten des Vorstandes, Susanne Schaefer-Wiery, lapidar: „Das ist nicht das Thema“, berichtet Brigitte Gruber, die stellvertretende Vorsitzende des ArbeiterInnen-Betriebsrates.

„Zusperren aus Leidenschaft“

Für Empörung bei Gewerkschaft und Betriebsrat sorgen auch Aussagen wie etwa: „Entweder ich saniere den Betrieb oder ich sperre ihn zu. Und das mit derselben Leidenschaft“, seitens des Unternehmensvorstands Schaefer-Wiery, so auf der vida-Homepage.

Gewerkschaft will SPÖ-Frauen beim Wort nehmen

„Vor allem die Frauen!“ lautet das Motto auf der HP der Wiener SPÖ-Frauenvorsittzenden Renate Brauner. Die Gewerkschaft will sie beim Wort nehmen:

„375 Frauen und zehn Männer in einem Unternehmen unter direktem Einflussbereich der Wiener SPÖ-Frauen wurden gestern beim AMS-Frühwarnsystem zur Kündigung angemeldet. Wir nehmen die SPÖ-Frauen beim Wort – und fordern sie auf, unverzüglich die Rücknahme der Kündigungen und die Wiederaufnahme von Gesprächen mit dem Betriebsrat zu veranlassen“, sagt Stöger.“

Am 23. und 24. Februar finden Betriebsversammlungen der Sozial Global-MitarbeiterInnen statt. Dabei werden Betriebsrat und Beschäftigte über weitere Schritte beraten.

Linktipps, Presseaussendungen, Artikel:

Homepage der vida, alles rund um die Causa Sozial Global: Presseaussendungen, Facts, etc.

Presseaussendung der GPA-djp am 22.2.2011

Presseaussendung der AUGE/UG und der KIV/UG am 22.2.2011

Presseaussendung des Sozial Global – Managements am 21.2.2011

Presseaussendung des Sozial Global – Managements am 22.2.2011

Presseaussendung der Wiener Grünen Gesundheitssprecherin Sigrid Pilz 23.3.2011

Presseaussendung der Bundes-Grünen Sozialsprecher Karl Öllinger 23.3.2011

Presseaussendung der GPA-djp 23.3.2011

Presseaussendung der Vida 23.3.2011

Standard-Artikel und Kommentar vom 23.2.2011

Bericht im Ö1-Mittagsjournal am 23.2.2011

Bericht im Ö1-Morgenjournal am 24.2.2011

Presseaussendung der Vida nach der Betriebsversammlung am 24.4.2011

 

Unterstützungserklärung auf der VIDA-Homepage: Jetzt unterschreiben! Wir sagen NEIN zu den Änderungskündigungen bei Sozial Global!

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